Rezension

Hinein in die Wildnis des Erwachsenenlebens

Selbstporträt mit Flusspferd
von Arno Geiger

Julian hängt in der Luft: Zwar war er nicht mehr glücklich mit seiner ersten Liebe Judith; zu viel Angst hatte er, etwas zu verpassen. Doch als Judith die Beziehung beendet, kann er das nicht akzeptieren. Er trauert ihr nach, seine Gedanken kreisen um sie. Als Ferienjob versorgt der Student der Tiermedizin ein Zwergflusspferd, und dieses Tier fasziniert ihn: Meist völlig lethargisch kann es unverhofft in temporeiche Bewegung geraten, und dann steht man besser nicht im Wege. Das Flusspferd ist bei Professor Beham gestrandet und wird in dessen Garten aufgepäppelt; der Professor ist krebskrank und wird bald sterben - und Julian findet seine Tochter Aiko faszinierend. So gerät er denn bald auch auf andere Gedanken. Und dann ist da auch noch die Welt, die sich mit erschreckenden Nachrichten zu Wort meldet: Am bedrückendsten sind die Berichte von der Geiselnahme in Beslan. Julian wird gefordert, er kann nicht länger in seiner Larmoyanz verharren. 

Das Buch ist ein moderner Entwicklungsroman, der vom Erwachsenwerden handelt. Und das sieht heute etwas anders aus als zu den Zeiten des grünen Heinrichs oder Wilhelm Meisters. Und so endet das Buch: "... und ich rannte mitten hinein, hinein in dieses Unfassliche, hinein in die sich öffnende Wildnis des Erwachsenenlebens, in die schöne, bedrohliche, mir unbekannte Welt."

Kommentare

Naibenak kommentierte am 05. Juli 2015 um 12:07

Danke für die Rezi und das schöne abschließende Zitat! Ich kann aber gar nicht erkennen, ob/wie es Dir gefallen hat ;-) magst du dazu nochwas sagen? LG!!!