Rezension

Hinreißender Familienroman

Der Ausflug
von Renate Dorrestein

Bewertet mit 5 Sternen

Die drei Freundinnen Veronica, Gwen und Beatrijs hatten in jedem Jahr eine Woche gemeinsam verbracht. An das Dreiergespann wurden die Partner und Kinder der Frauen irgendwann angedockt. Inzwischen ähnelt das jährliche Sommertreffen eher einem kleinen Festival auf dem Grundstück von Gwen und Timo. In diesem Jahr wissen die Beteiligten nicht, wie sie die Woche gemeinsam überstehen sollen; denn vor kurzem ist Veronica gestorben. Gwen ist seit der Geburt ihrer fünften Tochter noch neben der Spur; denn zuvor hatte sie zweimal Zwillingsmädchen zur Welt gebracht. Irgendetwas stimmte da nicht. Gwens Mann Timo ist Imker, Gwen stellt Kerzen her, die Artikel werden im Hofladen von Timos leicht geistig behinderter Schwester verkauft, die mit der Familie zusammenlebt. Zu Besuch kommen Laurens, der junge Witwer mit zwei kleinen Söhnen, Beatrijs mit ihrem neuen Lover Leander und der gemeinsamen "Leasing-Tochter" Yaya, 13 Jahre alt und Gothic-Lady. Dreizehn, die wandelnde Unglückszahl, denkt Beatrijs. Yaya mit ihrem Interesse für Untote und Wiedergeburt ist sicherlich nicht die Gesprächspartnerin, die Eltern sich für zwei kleine Jungs wünschen, deren Mutter gerade gestorben ist. Laurens kommt gerade so über die Runden mit Beruf und Haushalt. Dass sein Ältester sonderbaren Gedanken nachhängt, ist dem jungen Witwer noch gar nicht aufgefallen.

Die Familienbande veranstaltet ein gemeinsames Picknick, an dessen Ende das wenige Wochen alte Baby Babette verschwunden ist. Wer ist für das Verschwinden der kleinen Babette verantwortlich? Wer hat zuvor merkwürdige Bemerkungen gemacht? Sollte die behinderte Bobby damit zu tun haben - oder der große Unbekannte? Dass Leander Gläser-Rücken kann und mit Kontakten zum Jenseits seinen Lebensunterhalt verdient, macht die verworrene Geschichte nicht gerade leichter. Schuldgefühle, Misstrauen und unüberlegte Anschuldigungen vergiften plötzlich die Beziehungen.

Das Verschwinden eines Babys hat mich lange davon abgehalten, das Buch zu lesen, nun fand ich die Szene und die darauf folgende Handlung doch erträglich.

Renate Dorrestein schildert die leicht chaotische Idylle bei Timo, Gwen und ihren wenig engelsgleichen Töchtern mit Wärme und Sinn für Situationskomik. Sie erzählt mit großer Warmherzigkeit von der Zerbrechlichkeit des Lebens und mit der Weisheit einer Person, die genau weiß, wie man sich mit dreizehn fühlt oder mit fünf oder wenn gerade die Mutter gestorben ist. Ein hinreißender Familienroman!