Rezension

Historischer Krimi auf dem Schiff

Der Tod und das dunkle Meer -

Der Tod und das dunkle Meer
von Stuart Turton

Bewertet mit 5 Sternen

Mysteriöse Schiffsreise

Ein Krimi, der im 17. Jahrhundert auf dem Meer spielt, zwischen dem damals Batavia genannten Indonesien und Europa, zwischen Aberglauben und niedrigen Gelüsten.
Es scheint nicht gut auszugehen für alle Beteiligten. Allein schon die Eröffnungsszene zeigt das, wie der Gefangene Sammy zum Schiff geschleppt wird und ihn sein Freund vor Steinewerfer schützen möchte - der Bär und der Spatz (berühmt in Europa, berühmt in Batavia). Die Grausamkeit jener Tage, da es keinen Schutz für Menschen gab, die aus irgendeinem Grund der Obrigkeit unlieb wurden, steht offensichtlich im Vordergrund (das lässt schätzen, dass heutzutage selbst Kriminelle hohen Schutz genießen).

Doch ein Aussätziger (ohne Zunge und einem lahmen Bein) droht lauthals von einem hohen Stapel, dass Böses geschehen wird. Plötzlich steht der Aussätzige in Flammen. Sara, die gütige Frau des brutalen Gouverneurs, nimmt sich des Schwerverletzten an und wird deswegen von ihrem Gatten geschlagen. Aber wie kann ein Mensch ohne Zunge schreien? Und wie kann ein Lahmer auf einen hohen Stapel klettern und dort schreien und vor dieser Schiffsfahrt warnen? Alles fängt schon mit Symbolen und Mysteriösem an, die auf ein böses Ende hindeuten. Später auf dem Schiff erscheint der tote Aussätzige erneut. Es passieren Morde und das in einem geschlossenen Umfeld (dem Schiff) aus dem es kein Entweichen gibt.

Der Ermittler Sammy Pipps wird als Gefangener in eine furchtbare Schiffszelle geworfen. Sein treuer Gefährte, der riesige Arnt, versorgt ihn heimlich mit Lebensmittel, erwirkt, dass er immerhin nachts auf das Deck kann, um sich dort menschlichen Bedürfnissen hinzugeben. Der von Arnt Hayes getötete Aussätzige, ein ehemaliger Zimmermann auf dem Schiff, taucht vor der Luke zu Sara Wessels Kabine auf. Tiere werden getötet. Ein seltsames Licht von einem Schiff, einem achten Schiff der Flotte, taucht auf und verschwindet wieder geheimnisvoll. Die Mannschaft auf dem Schiff ist brutal und gehässig. Man belauert sich, überwacht und überspielt seine Angst mit Gewalt. Eine unbekannte Macht, die als Teufel in Form des ‚Alten Toms‘ bezeichnet wird, gewinnt Überhand. Die Auflösung der Geschehnisse zum Ende des Romans ist unerwartet. Es bleibt spannend bis zum Schluss.

Mit einem mysteriösen Einstieg in die Geschichte, Warnungen vor der Abfahrt der Saardam, setzt sich der Roman in Bewegung, die Schiffe legen ab, die Angst steigt. Spannungsbögen finden Höhepunkte, flachen wieder ab, um Überlegungen bei den Beteiligten Raum zu geben und schon passiert das Nächste. Dämonen erscheinen. Menschen verschwinden.
Voller seltsamer Andeutungen (z.B. Phantastereien) liest sich ‚Der Tod und das dunkle Meere‘  spannend. Unterlegt mit historischen und regionalen Batavia - Begriffen wendet sich dieser Krimi an eine Geschichtsinteressierte Leserschaft, die voll auf ihre Kosten kommt. Es geht um Hexenverfolgung. Es geht um die Anmaßung ein besserer Mensch zu sein, ein Gottesgläubiger, der gesandt war, die Welt vom Bösen zu befreien. Es geht um Macht und Reichtum, die andere an sich rissen, weil sie Menschen der Hexerei und der Teufelsverbundenheit bezichtigten.
Der Schreibstil ist angenehm, flüssig zu lesen und die erwähnten Fakten (17.Jahrhundert) gut recherchiert. Das war ein hartes Stück Arbeit!

Tropen Verlag, 2021, Stuart Turton (The Devil and the Dark Waters), Übersetzerin Dorothee Merkel