Rezension

Historisches Glasgow

Galgenfrist für einen Toten - Gordon Ferris

Galgenfrist für einen Toten
von Gordon Ferris

~~Handlungsort ist Glasgow, wir schreiben das Jahr 1946. Das Land erholt sich nur zögerlich von den Schrecken des Krieges. Es ist eine Zeit der Veränderung: das britische Empire bröckelt, die Wirtschaft liegt am Boden, die Städte sind zerstört, die Versorgung der Bevölkerung ist nicht gesichert. Der Schwarzmarkt blüht und zwielichtigen Gestalten öffnen sich quer durch alle Bereiche Tür und Tor. Der Krieg hat tiefe Wunden geschlagen, sichtbare und unsichtbare. So auch bei Douglas Brodie, dem desillusionierten Heimkehrer, der sich in London als Gelegenheitsjournalist durchschlägt und im Alkohol Vergessen sucht.

 Erst als ein Freund aus Jugendtagen, dem der Tod durch den Strang droht, ihn um Hilfe bittet, reißt er sich zusammen und fährt gen Norden, um dessen Unschuld zu beweisen. Und dann beginnt seine Reise durch die Glasgower Unterwelt, bei der ganz im Stil eines Tarantino-Films wütet.

 Den Lobeshymnen der zitierten Autorenkollegen auf dem Backcover kann ich mich nur bedingt anschließen, denn den Thriller an sich finde ich nun nicht wirklich herausragend oder außergewöhnlich.

 Womit der Autor allerdings punkten kann sind zum einen seine Figuren, die zwar nicht unbedingt sympathisch, dafür aber sehr authentisch wirken, zum anderen ist da die eindrückliche Beschreibung der Nachkriegsatmosphäre in dieser geschundenen Stadt - der Leser spürt sowohl die Verzweiflung als auch die Hoffnung, die aus dem Zusammenhalt der Menschen entsteht.