Rezension

Hommage auf die Großmutter

Das Pferd im Brunnen -

Das Pferd im Brunnen
von Valery Tscheplanowa

Bewertet mit 5 Sternen

Ebenso bunt wie das Cover sind die einzelnen Erzählungen dieses Debüts. Hervorheben möchte ich die ausgewählte Sprache der Autorin, die mich sehr angesprochen hat. Obwohl ich anfangs noch nicht sah, wie sich die einzelnen Geschichten ergänzen, fühlte ich mich richtig wohl in diesem Buch. Anfangs half mir der Klappentext, Zusammenhänge zu erstellen, doch bald fand ich mich auch ohne ihn zurecht.

     „Es gibt eine Zeit, wo die Dinge einem groß vorkommen, dann werden sie klein und schließlich wieder groß, wenn die Knie einem die Langsamkeit aufzwingen, die man früher belächelt hat“ (Seite 38)

Nina, Waljas Großmutter, ist ein harte Frau. Wie sie so geworden ist, was sie erlebt hat, dem nähert sich die Enkelin in diesem Buch an. Doch auch andere Familienmitglieder haben einen Ehrenplatz bekommen. Viele Beschreibungen sind aus dem Leben gegriffen. Bei manchen konnte ich nur zustimmend nicken, andere dagegen fand ich ausgesprochen erheiternd, wie zum Beispiel den über das sozialistische Schlangestehen, das mit einer Ausbeute von 90 Eiern endete. Das Büchlein enthält auch viele Informationen, zum Beispiel, mit welchen Hilfsmitteln die Menschen die Inflation in Russland nach dem Mauerfall überlebten.

    „Auf dem kleinen Markt an der Ecke stehen Ärzte und Rechtsanwälte und verkaufen Kleidung und Geschirr, und jede Mahlzeit wird zu einer Rechenleistung.“ (Seite 105)

Valery Tscheplanova wurde an 7.März 1980 in Kasan in der Sowjetunion geboren, wo sie bis zu ihrem achten Lebensjahr aufwuchs. Danach kam sie mit ihrer Mutter nach Deutschland. Die Liebe zur Sprache führte sie ins Theaterfach und an diverse Bühnen. Sie intonierte auch Hörspiele und Hörbücher (unter anderem Thomas Hettches “Herzfaden“). „Das Pferd im Brunnen“ ist ihr erstes Buch. Die Lektüre habe ich sehr genossen. Jede einzelne der Kurzgeschichte ist rund und aussagekräftig und das sich ergebende Bild zum Schluss sehr stimmig.

Fazit: Das Pferd im Brunnen ist eine weitere leuchtende Perle auf der Kette meiner Lieblingsbücher.