Rezension

Ich bin wütend

YOU - Du wirst mich lieben - Caroline Kepnes

YOU - Du wirst mich lieben
von Caroline Kepnes

Bewertet mit 1 Sternen

Was es mir tatsächlich etwas verdorben hat, ist die Tatsache das die Autorin zum Teil sehr negativ über Guinevere Beck schreibt. Ich finde das sie dadurch als Opfer eines sehr gefährlichen Stalkers ein bisschen die Richtung gedrängt wird, sie sei ja Aufgrund ihres Verhaltens eh mit daran schuld, das sie einen Mann wie Joe anzieht. Das hätte ich Caroline Kepnes vielleicht verzeihen können, wenn es manchmal etwas deutlicher gewesen wäre, das sie hier aus Joes Blickwinkel beschrieben wird. Es ist klar, das er ihr Verhalten als Entschuldigung für sich selbst benutzt. Aber ich finde im Grunde hätte es diesen Punkt nicht gebraucht, weil sie dadurch negativer wegkommt, als sie eigentlich ist. Es wirkt immer wieder so, als ob gerade ihre Labilität Schuld daran sei, das Joe überhaupt Aufmerksam wurde. Ich denke nicht das Kepnes das wirklich beabsichtigt hat. Vielmehr versucht sie wohl aufzuzeigen, das Täter wie er ein Gespür dafür haben, wer ihr nächstes Opfer werden kann. Aber leider hat das an manchen Stellen eher den Gegenteiligen Effekt. Ich demke sie hat sich da manchmal etwas in ihrer Perspektive verstrickt. Zudem ist eine ganz bestimmte Sexszene einfach nur widerlich und unnötig. Sie sexualisiert hier ein Opfer! Das hat ich sehr verärgert, weil ich finde das man an diesem Punkt das Ganze auch anders hätte lösen können, ja geradezu müssen. Bis zu diesem Punkt fand hätte ich dem Roman 4 Ratten gegeben, aber ab da hatte ich beim Lesen ein sehr unangenehmes Gefühl.

 

Ich fand es traurig, das die Autorin hier zu diesem Mittel gegriffen hat und sich darin auch so gesuhlt hat. Als ob sie es genossen hat, obwohl sie weiß, was hier eigentlich geschieht. Sie gibt einer Täterfigur damit so viel Raum und wenn man bedenkt, wie viele Frauen von gefährlichen Stalkern belästigt werden, die oft genug erst dann zu einer Verurteilung führt wenn es zu spät ist. Dann ist das umso erschreckender.

 

Insgesamt fand ich den Roman trotzdem ziemlich faszinierend. Vor allem wie einfach es für den Täter immer wieder ist, sich diverse Passwörter und das alte Handy zu beschaffe. Sogar der Zugang zur Wohnung gelingt ihm fast Mühelos. Ich denke man erhält einen durchaus glaubwürdigen Eindruck in die Psyche eines Stalkers. Außerdem fand ich die harmlose Fassade die das Ganze übertüncht gut mit der Persönlichkeit des Stalkers verknüpft. Auch seine Strategien, wie er sich die Taten immer wieder rechtfertigt waren glaubwürdig aufgebaut. Es war wirklich erschreckend glaubwürdig und ich habe mich mehr als einmal dabei ertrappt, wie ich mir z.B Personen, die in meiner Nähe in der U-Bahn saßen genau angeschaut habe. Ich hab immer wieder überlegt, wie einfach es eigentlich ist, etwas über mich im Internet heraus zu finden. Und das, ohne dabei auch nur ein Passwort von mir zu kennen.

Meine Kritikpunkte liegen mir aber schwer im Magen und daher bin ich tatsächlich wütend.