Rezension

Ich habe mir ein bisschen mehr erhofft

Regenbogentänzer
von Nicole Walter

Bewertet mit 3 Sternen

Meine Meinung
Milena erzählt dem Leser auktorial die Geschehnisse und führt ihn somit durch die Geschichte. Ich muss sagen, dass ich diese Erzählweise als unglücklich ausgewählt empfunden habe, da es mir persönlich so nicht möglich war, einen Bezug zu der Protagonistin herzustellen. Milena war mir zu undurchschaubar, chaotisch und irgendwie bin ich allgemein mit ihrem Charakter nicht so gut klar gekommen. Dass sie selbst einiges aufzuarbeiten hat, wird dem Leser sehr schnell klar, denn genau so wirr, wie es in ihrem Kopf zu sein scheint, sind die Wörter auch zu Papier gebracht worden. Ich bin leider ziemlich häufig ins Stolpern geraten, weil vieles für mich abgehackt rüber gekommen ist. Der rote Faden ging mir verloren und störte mich so in meinem Lesefluss. Milenas Gedanken hüpfen vom Heute in die Vergangenheit, was mich ziemlich schwindelig im Kopf gemacht hat. Nichts desto trotz passte es zu dieser Geschichte. Es machte die Protagonistin vielleicht nicht sympathisch, aber doch auf jeden Fall sehr authentisch.
Die anderen Figuren empfand ich als besser gezeichnet. Allen voran der nette Psychiater von Nebenan, Phil, der sich um seine Menschen kümmert und bei dem, so denke ich zumindest, auch bei Milena sein Helfersyndrom zum Vorschein kommt. Es war für mich herzerwärmend zu lesen, wie selbstlos er mit seinen Mitmenschen umgeht und wie sehr es ihm am Herzen liegt, dass alle um ihn herum glücklich und zufrieden sind.

»"Nur wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen."«
Zitat aus: "Regenbogentänzer"

Der Plot ist richtig gut. Es hat mich unfassbar neugierig gemacht, wie Nicole Walter mit dem sensiblen Thema der psychosomatischen Störungen umgeht. Wie sie die einzelnen Krankheiten zu Papier bringen wird und wie sie die Betroffenen wohl zeichnen würde. Ich muss sagen, dass ich der Meinung bin, es ist ihr stellenweise sehr gut gelungen die einzelnen "Schwierigkeiten" der "Menschen" umzusetzen und dem Leser nahe zu bringen. Insbesondere das Schicksal von Christopher ging mir ziemlich nahe. Ich konnte vor Augen sehen, wie er im Regenbogenhaus mit seinem Kaktus vor der Protagonistin steht und habe jede einzelne seiner Reaktionen in mir aufgenommen. Es ist schwer zu beschreiben, was ich während des Lesens bei Szenen, in denen er involviert war, gedacht und gefühlt habe.
Bedauerlicher Weise muss ich leider zugeben, dass diese Szenen die einzigen waren, die mich so richtig berühren konnten. Alles andere ist völlig an mir abgeprallt. Dies schreibe ich meiner mangelnden Sympathie für die Protagonistin zu und auch der Tatsache, dass das Buch für mich wirklich schwer zu lesen war. Ich konnte mich mit dem Schreibstil der Autorin, aus oben genannten Gründen, leider nie so richtig anfreunden, dabei hat mir die Thematik und auch Stücke der Umsetzung sehr gut gefallen. Regenbogentänzer regt zum Nachdenken an und lässt einen nachdem man es beendet hat auch genau so zurück.

Fazit:
Mit Regenbogentänzer hat sich Nicole Walter an ein schweres Thema heran gewagt, deren Umsetzung ihr leider nicht ganz so gut gelungen ist, wie ich mir das erhofft hatte. Mir war die Protagonistin zu blass und der Schreibstil nicht fließend genug. Vieles hat mich verwirrt, aber einiges auch zum Nachdenken gebracht. Ich finde das Buch okay, daher reicht es leider nicht für mehr als drei Blümchen.
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