Rezension

ich hätte gern noch mehr Sterne vergeben

Eine zweite Chance - Karin Alvtegen

Eine zweite Chance
von Karin Alvtegen

Bewertet mit 5 Sternen

Es wundert mich schon, dass dieses Buch so wenig Aufmerksamkeit erfährt, denn ich habe in letzter Zeit selten ein so einfühlsames und lebenskluges Buch gelesen wie das von Karin Alvtegen mit dem Titel " Eine zweite Chance ".

Im Mittelpunkt dieses Romans stehen zwei Personen. Anders Strandberg, der, nachdem er seine Firma verkauft hat, in eine Depression verfällt, weil er die Leere in seinem Leben nicht mehr aushält. Sein Leben lang hat er versucht Probleme durch Ablenkung zu übertünchen. Als er im Alter von acht Jahren Halbwaise wird, ist sein Vater nicht in der Lage ihm die Wärme und Geborgenheit eines Elternhauses zu bieten. Anders ist gezwungen die Erwachsenenposition zu übernehmen und für seinen lebensuntüchtigen Vater mit zu entscheiden. Als Ausgleich flüchtet er sich in die Musik wo er auch große Erfolge hat. Als seine erste feste Freundin die Beziehung beendet mit dem Argument,eine Freundschaft mit eine Mann eingehen zu wollen, der mit einem zukunftsträchtigen Beruf finanzielle Sicherheit verspricht, gibt Anders seine Musik auf und macht Karriere um viel Geld als Investmentberater zu verdienen.

Die zweite Person ist Helena, die sich einen Kindheitstraum erfüllt, in dem sie den Bauernhof, den sie als Kind immer wieder besucht hat und auf dem sie als Tochter einer Alkoholikerin Ruhe und Unbeschwertheit erleben durfte,zu einem Hotel umbaut.Sie bemerkt dabei nicht, dass ihre Familie immer mehr zerfällt, ihre Tochter immer unglücklicher wird und ihre Ehe dabei zerbricht.

Diese beiden Personen treffen per Zufall aufeinander und bieten sich gegenseitig Hilfe bei einer zweiten Chance.

Selten habe ich ein Buch gelesen, bei dem ich bestimmte Sätze mehrmals gelesen habe, weil sie einfach schön und richtig waren. Gepaart mit dieser überzeugenden Darstellung von Personen, die in ihrer Welt gefangen sind und viel Leid ertragen müssen , weil sie es nicht schaffen einen mutigen Schritt nach vorn zu gehen, um eine zweite Chance zu bekommen,war dieses Buch für mich eine einpägsame Leseerfahrung. Doch für eine Veränderung ist es wichtig, sich seiner eigenen Situation, sines Verhaltens und seines Handelns bewusst zu sein. " Die Definition von Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten ". Viele Menschen sind in ihrem Handeln und Tun so eingefahren und überzeugt davon, dass es richtig ist, dass sie nicht merken , wie sie und ihre Umwelt immer unglücklicher dabei werden. Veränderungen machen Angst und manchmal muss man sich von Träumen, Vorstellungen und Meinungen verabschieden. Man sollte den mutigen Schritt wagen, denn "Jedes neue Glück beginnt mit einem mutigen Schritt ins Unbekannte.". Doch sind wir bereit diesen mutigen Schritt zu wagen, wenn wir doch so eingefahren in unserer Gegenwart sind. " Wie fähig sind wir, unserer Verhalten und unsere Denkweisen zu verändern ? Und sind wir auch bereit für diese Veränderungen ?" Manchmal muss man erst eine schmerzhafte Erfahrung machen und von anderen Menschen das eigene Verhalten reflektiert bekommen, ehe man zu Veränderungen bereit.Ich denke , dass ist immer ein schmerzhafter Prozess, da man sich selbst gern als Opfer sieht, wenn es darum geht, dass z.B. eine Beziehung scheitert.Das eigene Handeln und Denken zu hinterfragen ist ein schwierig und erfordert Kraft und Selbstbewusstsein.

Karin Alftegen hat es in ihrem Roman wunderbar verstanden, die Themen auf sehr einprägsame , aber auch unterhaltsame Art und Weise aufs Papier zu bringen. Die Geschichte macht einfach Spaß, die Personen sind greifbar, teilweise außergewöhnlich, aber immer gut vorstellbar und manchmal bereichern sie durch ihr Verhalten den Erzählfluss des Buches.Dieses Buch nicht gelesen zu haben bedeutet, eine Chance nicht genutzt zu haben, die Chance eine wunderbare Geschichte zu erleben, die jedem eine zweite Chance bietet.

"Die Welt ist nichts andres als die Erfindung jedes Einzelnen. Sie wird das, was wir aus ihr machen ".

In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen.