Rezension

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Ich würde jedem der gern spannende, mystische und überraschende Jugendbuchthriller liest!

Unland - Antje Wagner

Unland
von Antje Wagner

Franka ist 14 und zieht nach dem Tod ihrer Pflegemutter von Berlin nach Waldburgen, einem kleinen, beschaulichen aber auch ziemlich trist anmutenden Ort. In „HAUS EULENRUH“ einem Wohnprojekt für Kinder und Jugendliche mit traumatischer Vergangenheit fühlt Franka sich nach kurzer Eingewöhnungsphase sehr wohl. Sie mag die anderen Mitbewohner und fühlt sich dort angenommen.

Nicht so von den Waldburgenern selbst, die das Wohnprojekt und deren Bewohner am liebsten aus dem Dorf vertreiben würden. Sie sehen in den Kindern/Jugendlichen von EULENRUH nur Störenfriede die nicht gut erzogen sind. Nur wenige Bewohner des Dörfchens blicken hinter die Fassade und akzeptieren die Bewohner. In der Schule erfährt Franka, dass kaum ein Mitschüler die „EULEN“ auch nur akzeptiert oder sich mit den Jugendlichen anfreundet. Doch was ist der Grund für diese ganze Feindseligkeit, was hat es mit dem Elektrozaun auf sich, der Waldburgen und UNLAND trennt und warum hat Franka ständig das Gefühl beobachtet zu werden.
Als plötzlich unerklärliche Vorgänge und Ereignisse geschehen, die von den Dorfmenschen sofort mit den Jugendlichen aus EULENRUH in Verbindung gebracht werden. Doch Franka ahnt, dass es mit den nicht unweit gelegenen Ruinen von UNLAND zu tun haben muss und beschließt, dem Ganzen auf den Grund zu gehen, ohne zu ahnen, dass alles noch viel schrecklicher ist, als sie es auch nur ahnt.

Bereits die Buchbeschreibung als auch der doch recht ungewöhnliche Coverstil hat mich neugierig gemacht und so wollte ich das Buch unbedingt lesen. Das Cover ist relativ mystisch und düster gehalten. Nur der Titel sticht in knalligem Pink hervor. Der Hintergrund ist in fleckigem Schwarz gehalten, welches den unsauberen, mystischen Eindruck gut wiederspiegelt gehalten. Davon sticht das weiße Gras ab, während der Buchauszug selbst am oberen Drittel durch sein gedecktes Grau eher weniger hervorsticht.
Was es mit dem gewählten Buchauszug auf sich hat, erschließt sich dem Leser erst im letzten Drittel des Buches, wenn man versteht, was es mit dem Schatten auf sich hat. Von daher finde ich diesen sehr gut gewählt.

Ich kannte die Autorin Antje Wagner vor dem Lesen dieses Buches nicht und war gespannt auf den Schreibstil. Dieser gefiel mir bereits nach den ersten Seiten des Buches dermaßen gut, dass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte. Die Geschichte rund um Franka, dem Haus Eulenruh und UNLAND beginnt klassisch. Franka kommt als die Neue in das von zwei ausgebildeten Erziehern betreute Wohnprojekt in dem bereits zwei Kleinkinder und vier Jugendliche wohnen. Sie fühlt sich nach kurzer Eingewöhnungsphase wohl. Auch dass die Dorfbewohner eher feindselig sind, empfand ich als nichts Neues und dennoch hatte ich das Bedürfnis ständig weiterlesen zu müssen und konnte das Buch nur schwer weglegen. Vor allem, weil ich den Schreibstil als sehr mitreißend und außergewöhnlich empfunden habe.

Als Leser fällt es einem nicht schwer sich in die Personen hineinzuversetzen und mit den Protagonisten mitzufühlen. Man freundet sich schnell mit den einzelnen Charakteren an und versteht durch deren gut beschriebenen Vergangenheiten und Erlebnissen auch deren Handlungsweisen recht gut. Zumindest erging es mir so, dass gerade durch die Ecken und Kanten der einzelnen Personen mir diese besonders an Herz gewachsen sind. Sei es der Computernerd Matthias, der mit seiner doch recht ekeligen Essensweise aneckt oder Franka, die mit ihrer Art und Weise so gar keinem Mädchenklischee entspricht. Alle Charaktere sind einzigartig und gut durchdacht. Man merkt die Autorin hat sich Mühe gegeben, die Personen und die Geschehnisse so bildhaft rüberzubringen, dass man das Gefühl hat beim Lesen mitten in der Eulen-Gruppe zu sein.

Das letzte Drittel ist es, was das Buch so andersartig spannend macht, denn hier verändert sich alles! Die Geschichte nimmt einen unerwarteten Verlauf und der Leser merkt, nichts ist wie es zu sein schien. Die Wendung oder besser die „Augenöffnung“ geschieht in rasantem Tempo und sehr direkt. Das Ende bleibt im Großen und Ganzen offen und man muss sich als Leser selbst Gedanken machen, wie des Rätsels Lösung aussehen könnte. Aber gerade das ist es was zum Nachdenken anregt, was das Buch auch lange nach man es ausgelesen hat nachwirken lässt. UNLAND lässt einen nicht los, es nimmt einen mit auf die dunkle Seite und man fragt sich zwangsläufig, wie ist die Autorin nur auf so eine unglaublich spannende und andersartige Geschichte gekommen.

Ich würde jedem der gern spannende, mystische und überraschende Jugendbuchthriller liest, das Buch wärmstens ans Herz legen. Allerdings muss man sich darauf gefasst machen, dass das Ende offen ist und das Buch lange nachwirkt.

P.S. Das Buch wird in versch. Shops bereits ab 12 Jahren empfohlen, ich persönlich finde aber, dass es eher ab 14 Jahre geeignet ist, da das Ende doch sehr verstörend auf Kinder wirken könnte.