Rezension

Ihr Überlebensbuch

Sie werden lachen. Mein Mann ist tot - Petra Mikutta

Sie werden lachen. Mein Mann ist tot
von Petra Mikutta

Bewertet mit 4 Sternen

Buchrückentext:

Die Intensivstation der Klinik. Ihr Mann liegt reglos in einem schummrigen Raum. Ihr Mann ist tot. Sie versteht es nicht, als sie im Taxi nach Hause fährt, wochenlang wird sie es nicht begreifen. Eine Gruppe Menschen am Straßenrand lachen lauthals. Natürlich: Sie leben weiter. Doch in ihr ist kein Leben, kein Lachen, da ist nichts. Fröhlichkeit, Glück, die Wirklichkeit, die sie kennt, existieren nicht länger. Der Tod zerschmettert die Welt. In ihrem Überlebensbuch beschreibt Petra Mikutta gnadenlos und radikal das Jahr danach. Es ist das Buch, das ihr selbst damals gefehlt hat. Es stellt sich der Sterblichkeit, der Trauer und der Angst, und es feiert das Leben und die Liebe. Wer es liest, gelangt in tiefe Täler, fliegt himmelhoch und verspürt immer wieder den Impuls, die eigenen Liebsten zu umarmen oder zum Telefon zu greifen, um sich ihrer Gegenwart zu versichern.

Leseeindrücke:

Mit ihrer Lebensgeschichte "Sie werden lachen. Mein Mann ist tot" hat die Autorin Petra Mikutta ihr ganz persönliches Überlebenstagebuch verfasst, welches sie mit uns Lesern nun teilt.

Mitten auf dem Höhepunkt ihrer Beziehung und Liebe wird Petras Mann plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen. An einem Ostersonntag während einer Fahrradtour passiert sein Sterben: Er kann sogar noch vom Fahrrad absteigen und selbst den Notarzt rufen, doch dann sackt er in sich zusammen und selbst die Ärzte können nichts mehr für ihn tun … und die ganze Welt scheint stehenzubleiben. Was sie denkt, wie sie fühlt, wie sie es versucht zu verarbeiten, lesen wir in diesem Roman.

Das Buch beginnt unchronoligisch. Die Autorin im Bett mit ihrer Tochter, dann auf dem Fahrrad auf dem Weg zu ihren Schwiegereltern, ihr Mann dazu parallel unterwegs, der dann verunglückt, was wir aber nicht lesen, dann wie der mit ihrer Tochter, dann im Krankenhaus bei ihrem toten Mann. ich muss zugeben: Die vielen Zeit-, Gedanken- und Handlungssprünge haben mich zunächst ziemlich verwirrt. Ich wollte endlich wissen: Was ist mit ihrem Mann geschehen, dass er nun auf seinem Totenbett liegt. Auch die wörtliche Red eist teilweise so verfasst, als würde sie direkt noch mit ihm Zwiesprache halten, dann wieder so, wie sie mit ihm sprach, als er noch lebte und dann auch wieder Gespräche, die sie eher mit sich selbst führt. Der Schreibstil war für mich schon eher ungewöhnlich und oftmals scher zu folgen. Viele kurze drei-Wort-Sätze, aber zu mehr als eben das Notwendigste zu denken, scheint sie in diesem Ausnahmezeitpunkt auch nicht fähig zu sein und insofern sind diese realistisch, authentisch und nachvollziehbar.

Auch wirkt der Buchtitel etwas irritierend. Wieso sollte man lachen, wenn gerade Jemandes Mann gestorben ist? Aber so ist der Titel auch nicht gemeint, sondern eher getrennt voneinander zu sehen: Draußen in der Welt werden die Leute lachen, weil man einfach gerne lacht und jeder mal irgendwann über irgendetwas lachen wird. Aber für Petra scheint die Welt stehen geblieben zu sein, denn ihr Mann ist gerade gestorben, während irgendwo Menschen (nicht darüber, sondern überhaupt) lachen werden.

Das Cover finde ich sehr treffend gewählt: Während sie inmitten einer dunklen Wolke wandelt, wird die Sonne dennoch weiterschieben, wenn auch erst einmal nicht für sie, sie diese erst wieder einfangen muss, die Sonne die das restliche Leben auf der Erde für all diejenigen, für die die Welt nicht stehengeblieben ist, weiterstrahlt. Auch die Zeichnungen in tiefschwarz, ebenso die Schrift, zeugen von Traurigkeit.

Genau 300 Seiten dieser Traurigkeit ließen mich während des Lesens selbst traurig werden, bei der Vorstellung, wie ich traurig wäre, wenn mir dieses Schicksal widerfahren wäre. Sehr gerne vergebe ich 4 von 5 Sternen!

© esposa1969