Rezension

Im Leserausch

Die Kunst des Verschwindens -

Die Kunst des Verschwindens
von Melanie Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

Melanie Raabe, die mir als erfolgreiche Thrillerautorin bekannt ist, hat einen Roman mit dem sehr treffenden Titel „Die Kunst des Verschwindens“ geschrieben, der mich wirklich begeistern und ausgezeichnet unterhalten konnte.

Es geht um 2 Frauen, zum einen um die junge Fotografin Nico, zum anderen um die international bekannte Schauspielerin Ellen Kirsch. Beide begegnen sich in der Silvesternacht auf einem Spaziergang im winterlichen Berlin, und dieses  Zusammentreffen fühlt sich sehr besonders an. Obwohl sie sich vorher noch nie begegnet sind, kommt es beiden so vor, als würden sie sich schon ewig kennen. Man ist sich seltsam vertraut, ja seelenverwandt, eine Freundschaft mit der Schauspielerin kann sich Nico gut vorstellen. Sie erzählen sich in dieser Nacht zwischen den Jahren ganz viel aus ihren Leben.So erfährt Nico unter anderem von Ellen, dass diese durch ihre Prominenz am liebsten im Schatten der Nacht unterwegs ist, da sie am Tage eigentlich keinerlei Privatsphäre mehr hat. 

Doch so unerwartet wie Ellen in Nico‘s Leben aufgetaucht ist, so plötzlich ist sie auch wieder verschwunden und unauffindbar. Die angemietete Airbnb Wohnung ist wieder leer, Ellen ist nicht auf ihrer eigenen Premiere erschienen, für die sie extra nach Berlin gereist ist, und selbst ihre Agentin ist ratlos was mit ihr passiert sein könnte. Nico verspürt den Drang diesem Geheimnis auf den Grund zu gehen und Ellen aufzuspüren. Sie glaubt nicht, dass sie tot ist, wie die Medien schon spekulieren.

Gemeinsam mit Nico begibt der Leser sich auf die Suche nach Ellen. Melanie Raabe schreibt sehr spannend , es gibt viele unerwartete Plottwists, und ich bin ab der Mitte des Buches in einen regelrechten Leserausch geraten, weil ich unbedingt wissen wollte, was es mit dem Verschwinden der Schauspielerin auf sich hat und wie die Leben der beiden Frauen miteinander und verstrickt sind. War ihre Begegnung womöglich gar kein Zufall? Außerdem hat Nico selbst ein schweres Päckchen zu tragen, über das wir nach und nach immer mehr erfahren.

Ich hatte ein bisschen Angst als bei ersten Besprechungen zu dem Buch von magischem Realismus im Zusammenhang mit dem Roman gesprochen wurde. In der Regel bin ich dem nicht so zugetan. Allerdings sind die magischen Momente auf die hier Bezug genommen wurde doch sehr zaghaft und haben mich überhaupt nicht gestört.

Beide Frauen fand ich sehr sympathisch. Da man mehr von Nico als von Ellen erfährt, war mir die Fotografin ein bisschen näher. Insbesondere ihr Verhältnis zum kleinen, zuckersüßen Stiefbruder fand ich absolut bezaubernd.

Melanie Raabe ist ein großartige Erzählerin, die mich auch mit ihrem 1. Roman restlos überzeugt hat.