Rezension

Im Stile Sherlock Holmes

Der Schwarze Hibiskus -

Der Schwarze Hibiskus
von A. Harun al Rawi

Bewertet mit 5 Sternen

„...Die Szene war fast vollständig. Die hätte geradewegs aus einem Schauermärchen stammen können: Eine stille mondlose Nacht, ein großes düsteres Anwesen, dessen Silhouette sich schemenhaft vor dem nächtlichen Himmel abzeichnete, ein stürmischer Wind, der durch das Gestrüpp blies und der unheimliche Laut einer Eule...“

 

Mit diesen Zeilen beginnt ein spannender historischer Kriminalroman. Wir befinden uns dabei in der Hauptstadt des Sultanats Malakka des 15. Jahrhunderts.

Melati lädt ihre Freundin Ying zu sich ein. Sie braucht die Hilfe von dessen Bruder. Ihr Mann ist Kutscher und seit einiger Zeit verschwunden.

Lin macht sich auf den Weg, um Spuren zu sichern. Dabei trifft er auf Inspektor Bintang. Die Polizei wurde in der Nacht wegen eines Unfalls einer Kutsche gerufen. Dabei stellte es sich heraus, dass es sich um einen Überfall handelte. Der Kutscher ist verschwunden. Außerdem wurde ein wertvolles Schmuckstück gestohlen. Alle Spuren weisen auf den schwarzen Hibiskus hin, eine Diebesbande, von der man aber einige Jahre nichts mehr gehört hat.

Lin Ji wird als zerstreuter kleiner Mann wahrgenommen. Das ist aber nur der äußere Schein. Seine logischen Gedankengänge und seine akribische Untersuchung der möglichen Tatorte erinnern mich an Sherlock Holmes. Da der Krimi ja eher spielt als sein englischer Pedant wäre Lin damit ein Vorläufer von Sherlock Holmes.

 

„...Das Luntenschloss ermöglicht es, während dem Abdrücken zu zielen. Ich schließe daher aus, dass der Täter aus Versehen in Richtung der Kutsche geschossen hat. Es war ziemlich sicher beabsichtigt...“

 

Bei dem Arzt Melor Mayang finden Lin und die Polizei den Kutscher. Der aber kann sich an nichts mehr erinnern, nicht mal an seinen Namen. Allerdings zeigt sich bald, dass er trotzdem in akuter Lebensgefahr ist. Jemand will, dass er sich nicht erinnern soll.

Ab und an diskutiert Lin mit seiner Zwillingsschwester Ying den Fall. Dabei geht es um bisherige Erkenntnisse, aber auch um erste Schlussfolgerungen und Ungereimtheiten. Außerdem wirft Lin eine Frage auf, die für den Fall von entscheidender Bedeutung sein könnte:

 

„...Was meinst du Ying, kann man jemanden bestrafen, der sich an sein Verbrechen nicht mehr erinnert...“

 

Beide wägen das Für und Wider gegeneinander ab, kommen aber momentan zu keinem eindeutigen Resultat.

Einige Zeit zuvor hatte Lin den Kutscher im Gespräch gewarnt, dass es schwierig werden könnte, wenn die Wahrheit zutage tritt.

 

„...Die Wahrheit kann manchmal bitter sein...“

 

Das Buch zeichnet sich durch die genaue Beschreibung der Handlungsorte, durch einen hohen Spannungsbogen und gut ausgearbeitet Gespräche aus. Außerdem darf ich die Ermittlungen im Detail verfolgen. Das ermöglicht ein Miträtseln und Mitdenken.

Am Ende löst Lin mit allen Beteiligten den Fall und überführt die wirklichen Täter.

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich mag logisch durchdachte Krimis.