Rezension

Im Zeichen der Zwillinge - ein besonderer Genre Mix

Im Zeichen der Zwillinge - Germar Wiehl

Im Zeichen der Zwillinge
von Germar Wiehl

Ich habe das Buch ausgesucht und für interessant befunden weil mich der angekündigte Genre Mix neugierig gemacht hat. In der letzten Zeit habe ich durchweg positive Erfahrungen mit einem Genre Mix gemacht, so dass ich mir auch von diesem Buch positive Lesestunden versprochen habe. Oftmals werden zwei Genre miteinander vermischt, selten mehrere wie das hier der Fall ist.

Das Autorenehepaar Wiehl hat hier aber einige Genre auf eine interessante Art und Weise miteinander in Verbindung  und einen sehr vielseitigen Roman damit auf den Markt gebracht.

Im Fokus stehen sicherlich die Thriller bzw. Krimi Elemente, geht es in erster Linie doch um einen verschwundenen Menschen. Dieses Verschwinden aufzuklären ist das was dem Leser als erstes begegnet und mit dessen Tragödie er primär konfrontiert wird.

Danach folgen recht verschiedene Elemente aus teils sehr unterschiedlichen Genre, die der Leser auch nicht immer zielgerichtet abgrenzen kann, da vieles ineinander übergeht. Wir lernen diverse Landstriche in Frankreich und auch den USA kennen, die Art der Menschen dort zu leben und zu essen, das berühmte „savoir vivre“  der Franzosen begrüßt die freiheitliche Lebenseinstellung der Amerikaner um nur mal einige Beispiele aus dem Genre „Reisen“ zu nennen. Auch die Liebe kommt zeitweise nicht zu kurz auch wenn sie im Vergleich zu den anderen Genreelementen nur einen kleinen Anteil ausmacht.

Gerade zu Beginn des Buches erfährt der Leser sehr viel über die Hintergründe der Personen, ihre Vorgeschichte und Vergangenheit. Einige Stellen empfand ich als sehr interessant und unterhaltsam, während die vielen technischen Ausführungen mich trotz eines gewissen Verständnisses meinerseits eher langweilten und auch teils überforderten. Die Autoren bemühten sich zwar die technischen Ausdrücke und Erläuterungen umfangreich und verständlich zu erklären, aber vieles blieb für mich zu abstrakt und nicht sofort nachvollziehbar.  Viele Informationen konnte ich auf Anhieb nicht in Zusammenhang bringen und sie  machten es mir daher an einigen Stellen sehr schwer „das große Ganze“ oder den berühmten „roten Faden“ der Geschichte zu erkennen und diesem zu folgen.

Auch erschloss sich mir erst hinterher, warum die langen Passagen über die Vergangenheit der Figuren notwendig waren und eigentlich eher eine Erzählung der Geschichte aus der rückwärtigen Perspektive war. So wusste ich alles was im Vergangenen passiert war, was die Figuren erlebt hatten und wie es ihnen ergangen war bevor ich als Leser wieder in der Gegenwart ankam und die Geschichte ihren Abschluss fand. Dabei ging mir das letzte Drittel der Geschichte deutlich flüssiger von den Fingern und in den Kopf, da ab dort an die Geschichte für mich als Leser weniger verworren, klarer strukturierter und insgesamt einfacher zu folgen war. Ja es war sogar richtiggehend spannend, den „Ermittlungen“ zu folgen und zu lesen wie sich alles zusammenfügt und dem Leser ein abgerundetes Ende präsentiert.

Die Figuren bekommen alle ein Gesicht und man kann sie sich grob vorstellen. Wirklich gut gelingen ist aber nur ein Teil dieser Figuren und das  erst im letzten Teil des Romans, da vorher vieles zu undurchsichtig und wenig klar wird um ein scharfes Bild von den Figuren zu erhalten. Zudem sind es mir persönlich einfach zu viele Figuren, die erwähnt werden, teilweise miteinander verwandt sind und/oder in einer persönlichen und unternehmerischen Beziehung miteinander stehen, als das ich zu jeder Zeit den genauen Überblick hätte wahren können.

Interessant fand ich aber gerade im letzten Teil des Romans den starken Bezug der Personen zu den Tieren, der mich an vielen Stellen an einen Tierroman erinnerte und mein Herz als Tierfreund und Katzenliebhaber auf eine besondere Art erwärmte.

FAZIT:
Der Roman ist mit seinem Genre Mix durchaus gelungen und bildet damit einen schriftstellerischen Kontrast zu gängigen Werken auf dem Büchermarkt. Die Geschichte ist an einigen Stellen überaus interessant und auch spannend zu verfolgen weist aber meiner Meinung nach einige Schwächen wie die komplizierten Handlungsstränge mit Vor- und Rückschauen und die unzähligen Personen auf, die es dem Leser manchmal schwer machen den roten Faden des Plots zu finden und auch konsequent zu verfolgen.