Rezension

Imme ronline?

Mädchen auf WhatsApp 2 - Immer online - Bärbel Körzdörfer

Mädchen auf WhatsApp 2 - Immer online
von Bärbel Körzdörfer

Bewertet mit 4 Sternen

Marie-Lin und Manou texten sich quasi dauernd, sie sind beste Freundinnen und besprechen alles, was sich in ihrem Leben ereignet miteinander. Manou ist mit Jens zusammen, ist sich aber unsicher und tut auf einer Party etwas (nicht näher erläutert) oder auch nicht, jedenfalls trennt Jens sich von ihr. Daraus ergibt sich ein langwieriges Drama, bei dem sie die Unterstützung ihrer besten Freundin braucht. Die ihrerseits leidet am Wegzug ihrer Mutter, spielt Mozart und schwärmt für Ed Sheeran, außerdem betreut sie einen älteren Herrn, mit dem sie sich auch austauschen kann. Dieser Mann/Nachbar nimmt sie mit zur Flüchtlingshilfe, wo sie in eine völlig andere Welt eintaucht. Auch daraus ergeben sich diverse Probleme.

Das Besondere an diesem Buch sind jedoch nicht vielfältigen Probleme der beiden Jugendlichen, sondern die Art, wie die Geschichte erzählt ist. Nämlich ausschließlich in Form von WhatsApp-Nachrichten. Dies ist auch optisch auf den Seiten deutlich gemacht worden. Allerdings verzichtet die Autorin – der Lesbarkeit halber (?) – auf die bei Jugendlichen so beliebten Abkürzungen. Auch Halbsätze oder kryptische Äußerungen kommen nur sehr begrenzt vor. Das führt dazu, dass doch relativ viel Text vorhanden ist und es trotzdem gelingen kann, mit den beiden Protagonistinnen warm zu werden und ihnen gern zu folgen.

Inhaltlich bleiben einige Fragen offen – für die Leserinnen – was einerseits verständlich ist: warum sollten sie Dinge wiederholen, von denen beide wissen (z.B. was auf jener Party tatsächlich passiert ist)? Andererseits ist es für die Leserinnen recht schwierig, so viele Lücken mit eigenen Ideen füllen zu müssen.

Die Figuren der Eltern/Erwachsenen werden automatisch auch ausschließlich aus der Perspektive der beiden Jugendlichen beschrieben, was eben zu einer Verzerrung führt, die es dann wiederum ermöglicht, dass der Vater mit seiner Reaktion alle überrascht – auch seine eigene Tochter.

Wichtig erscheint mir auch festzuhalten, dass die wirklich wichtigen Dinge allerdings, auch in diesem Roman NICHT online passieren, sondern im richtigen Leben.

Fazit:

Insgesamt macht es Spaß das Buch zu lesen. Die eingeschränkte Perspektive führt zu eingeschränkten Erzählmöglichkeiten, was einerseits Lücken erzeugt, andererseits aber einen wunderbaren Einblick in die Gedankenwelt und die Beweggründe, Reaktionen etc. der beiden Protagonistinnen ermöglicht.

Durch den WhatsApp-artigen Aufbau liest sich das Buch äußerst schnell und führt dazu, dass auch unerfahrene, ungeübte, unwillige Leserinnen bald einen Leseerfolg erleben und in die Handlung einsteigen können.

Ich würde sagen: Experiment gelungen, sofern man sich darauf einlassen möchte.