Rezension

Immer mehr aus als ein

Wovon wir leben -

Wovon wir leben
von Birgit Birnbacher

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn es eins ist was Julia in letzter Zeit gelernt hat, dann ist es DAS… Atmen. Immer mehr aus- als einatmen! Julia, vor kurzem noch Krankenschwester, ist das passiert wovon vermutlich jeder, der im medizinischen Bereich tätig ist hofft, dass es ihm nie passieren wird. Julia verabreicht in einer Stresssituation einer Patientin die falsche Medikation. Als diese daraufhin einen allergischen Schock erleidet, gerät Julia selbst in Not. Es gelingt ihr gerade noch für die Patientin Hilfe zu organisieren, bevor ihre eigene Lunge kollabiert. Ab diesem Zeitpunkt ist die Krankenschwester vom Dienst freigestellt, das Atmen fällt ihr schwer und auch die Dienstwohnung ist sie los. So kehrt Julia zurück in den Haushalt ihrer Eltern. Nur um festzustellen, dass ihr Vater immer noch so ist wie früher-nämlich schwierig und ihre Mutter das Haus verlassen hat. Alles scheint im Umbruch und Julia muss für sich einen neuen Platz im Leben finden.

Birgit Birnbacher schreibt treffend, sicher, auf den Punkt und schonungslos mit einer Prise Sarkasmus.Birnbachers Heldin steht vermeintlich „Mitten“ im Leben und geht ganz in ihrer Arbeit auf. Bis zu dem Vorfall, der Julia wieder auf „Anfang“ zurück katapultiert. Sie sucht Zuflucht bei ihren Eltern um sich dort wieder etwas erholen zu können. Schnell merkt sie allerdings, dass dort niemand ist, der sich um sie kümmern kann bzw. will. Denn das Leben ihrer Eltern ist, seit ihrem Auszug, weitergegangen. Ihre Mutter hat den Schritt hinaus aus einer, möglicherweise belastenden, Partnerschaft hinein in etwas Neues gewagt. Ihr Vater ist dadurch gezwungen seine bequemen Wege zu verlassen und mehr Eigeninitiative an den Tag zu legen. Doch der Leser wird sehen wie viel ihm seine Mitmenschen davon zumuten werden. Spannend ist zu beobachten, wie sich Frau Birnbachers Charaktere im Laufe der Geschichte entwickeln und auf Grund der Geschehnisse verändern. Die Figuren schlagen sich herum mit Zukunftsängsten, der Überlegung was wirklich zählt im Leben und ob man seine Ziele wirklich hinten anzustellen muss um der Verantwortung gegenüber seiner Familie nachkommen zu können. Und obwohl dies alles Themen sind, die es in sich haben, bleibt der Schreibstil der Autorin locker und flüssig, so dass man gar nicht merkt wie man durch das Buch „fliegt.“

Fazit: Eine schnörkellose Geschichte, deren treffende Formulierungen selbst nach der Geschichte noch nachwirken.