Rezension

In den Fängen

MATTHEW CORBETT in den Fängen des Kraken - Robert McCammon

MATTHEW CORBETT in den Fängen des Kraken
von Robert McCammon

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist der Winter 1703 in New York. Matthew Corbett hat sein letztes Abenteuer nicht verdaut, während explosionsartig seine Aufmerksamkeit erregt wird: Manhattan wird von Kanonenkugeln beschossen und Matthew sieht sich mit dem nächsten Problem konfrontiert. 

„Matthew Corbett in den Fängen des Kraken“ ist der vierte Fall - aber auf Deutsch das sechste Buch - der historischen Reihe um den jungen New Yorker Matthew Corbett, die in den Kolonien von Amerika um 1700 spielt.

Matthew ist für die New Yorker Zweigstelle der Londoner Herrald-Vertretung tätig. Er ist Problemlöser, eine Mischung aus Detektiv und Agent, der gemeinsam mit seinem Kollegen Greathouse der Schattenseite des Lebens aus beruflicher Sicht in die Augen sieht. 

Bisher liegen dramatische Abenteuer hinter ihm, die man als Leser aufgeregt begleitet hat. Matthew selbst hat die Jagd nach dem Massenmörder Mister Slaughter nicht verarbeitet. Er kämpft mit den psychischen und physischen Konsequenzen, die der Fall mit sich gebracht hat.

Als Manhattan von Explosionen erschüttert wird, merkt Matthew, dass ihm damit eine Nachricht übermittelt wird: Der berüchtigte Professor Fell lädt zur Audienz. Es ist eine Einladung, die Matthew beim besten Willen nicht ausschlagen kann.

Es folgt eine packende Reise, die weg vom eisigen New Yorker Winter in wärmere Gefilde führt. Matthew wird mitten in ein schillerndes Verbrecher-Nest gesetzt, wo er ausgerechnet für Professor Fell ein Problem zu lösen hat.

Den vierten Fall habe ich - nach der temporeichen Jagd vom letzten Mal - als gemächlicher, dafür aber geheimnisvoller empfunden, weil das Rätsel um Professor Fell besonders im Vordergrund steht.

Diesmal lernen Matthew und der Leser die verbrecherische Welt von Professor Fell kennen. Es gibt galante Abendessen, die dank des makabren Einfallsreichtums des Verbrecherbosses zu einschneidenden Erlebnissen werden. Hinzu kommen bedrohliche Figuren, imposante Erscheinungen, schmierige Gauner und herzliche als auch schmerzliche Wiedersehen, die das bisherige Geschehen der Reihe spiegeln.

Der Fall ist von Anfang an fesselnd, erinnert insgesamt aber eher an einen Agenten-Roman. Die historischen Details sind stimmig, wobei ein Hauch Steampunk spürbar ist. Dabei empfand ich den geschichtlichen Rahmen als nicht ganz so greifbar wie es in den vorherigen Bänden war.

Mir hat Matthews viertes Abenteuer wieder Spaß gemacht, wobei es nicht mein bevorzugter Teil der Reihe ist. Der Hergang ist stark von den unterschiedlichen Figuren und weniger von der historischen Atmosphäre bestimmt.

Die Handlung ist daher eher von verbrecherischen Charakteren und Matthews unfreiwilliger Rolle als Geheimagent geprägt, wobei sein Hang zur Lösung von Rätseln gut zur Geltung kommt. Diesmal entspricht er insgesamt mehr einen teilweise ungeschicktem James Bond als einem überlegenen Sherlock Holmes, was ich ein bisschen schade finde.

Robert McCammon erzählt elegant, humorvoll und charmant. Souverän setzt er amüsante Passagen genauso wie nachdenklich stimmende Abschnitte ein, wobei er schreibtechnisch in Bestform ist. 

Im Endeffekt ist "Matthew Corbett in den Fängen des Kraken" eine erfreuliche Fortsetzung einer großartigen Reihe. Es begann 1699 als historischer Krimi und wurde - im Jahr 1703 angelangt - zum historischen Agenten-Thriller, der auf jeden Fall Lust auf einen weiteres Abenteuer in den Kolonien von Amerika macht.

Die Reihe:
1) Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal Band I 
2) Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal Band II 
3) Matthew Corbett und die Königin der Verdammten Band I 
4) Matthew Corbett und die Königin der Verdammten Band II 
5) Matthew Corbett und die Jagd nach Mister Slaughter 
6) Matthew Corbett in den Fängen des Kraken