Rezension

In der Mauser

Du schenkst meiner Hoffnung Flügel -

Du schenkst meiner Hoffnung Flügel
von Sharon Garlough Brown

Bewertet mit 4 Sternen

Die junge Frau Wren erlebt zaghafte erste Lichtblicke nach einer längeren depressiven Phase. Doch der Schmerz über den unerwarteten Tod ihres besten Freundes sitzt noch sehr tief. Wie gerne würde sie zumindest die Umstände seines Todes verstehen. Doch seine Angehörigen wollen nichts mit ihr zu tun haben.

 

Katherine steht kurz vor dem Ruhestand. Viele Jahre hat sie als geistliche Begleiterin gearbeitet, Seminare gehalten und ein Zentrum geleitet. Sie ist müde und braucht eine Pause, doch es fällt ihr schwer, ihr Lebenswerk in andere Hände abzugeben. Der neue junge Leiter möchte ganz andere Schwerpunkte setzen als sie. Sie fühlt sich dadurch kritisiert. Dazu kommen Erinnerungen an die schmerzhaftesten Zeiten ihres Lebens. Obwohl diese Ereignisse lange zurückliegen, nagt etwas an ihr. Hat sie wirklich vergeben?

 

Sarah sieht das wachsende Vertrauensverhältnis zwischen ihrer Mutter Katherine und Wren mit Unbehagen. Sie möchte ihre Mutter vor Wrens Bedürftigkeit schützen. Gleichzeitig hinterfragt sie ihre Beziehung zu ihrer Stiefmutter und deren Einfluss auf das Leben ihrer zwei Töchter im Teenager-Alter.

 

Dieses Buch führt die beliebte Reihe über die Glaubensreise mehrerer Frauen weiter. Erstmals erhält der Leser einen genaueren Blick auf die Leiterin dieser geistlichen Reise, auf ihre Zweifel, ihre Schwächen und ihr Versagen. In diesem Buch ist Katherine müde und verletzlich, und gerade das ist die Stärke dieses Buchs. Der Leser erlebt mit, wie ihr mangelnde Vergebungsbereitschaft bewusst wird, und wie das Hören auf Gottes Stimme wohltuende Veränderung und Erneuerung in ihr bewirkt.

 

Wren fasst langsam im Leben wieder Fuß. Das Bild eines Vogels in der Mauser begleitet sie. Das zerrupfte Aussehen, die zarten Spitzen neuer Federn, die sich ihren Weg nach außen bahnen. Wren stellt sich ihrem Schmerz und ihren Fehlern und lernt, auf Gottes Wegweisung zu achten.

 

Sarah muss mit einem harten Herzen und mit Kontrollsucht kämpfen, doch auch sie lernt an ihren Schwächen zu arbeiten. Dabei ist ihre Mutter ein wunderbares Vorbild.

 

Diese Erzählung ist in sich abgeschlossen und kann ohne die vorhergehenden Bände gelesen werden. Das Tempo ist langsam. Im Mittelpunkt stehen weniger die Ereignisse, sondern vielmehr die Herzensprozesse der Charaktere. Dabei gibt es immer wieder inspirierende Gedanken und Weisheiten zu entdecken. Sarah, Wren und vor allem Katherine hören auf ihr Herz, fragen nach ihren wahren Motiven und lernen dabei, reif zu handeln. Das ist wertvoll, doch dieses Motiv wird, ebenso wie das Loslassen mit geöffneten Händen, so oft gebraucht, dass es ein bisschen von seiner Wirkkraft einbüßt und das Verhalten der Charaktere stellenweise unecht erscheinen lässt.

 

Fazit: Diese Geschichte berührt das Herz und weckt das Verlangen, auf Gott zu hören und ihm besser nachzufolgen, auch wenn es schwer ist. Sehr empfehlenswert!