Rezension

In Miss Marples Fußstapfen...

Thabo, Detektiv und Gentleman - Der Nashorn-Fall - Kirsten Boie

Thabo, Detektiv und Gentleman - Der Nashorn-Fall
von Kirsten Boie

Bewertet mit 4 Sternen

Ein kleines Königreich in Afrika - und aufgeweckte Kinder, die in Miss Marples Fußstapfen treten wollen. Fangen sie den Nashorn-Killer?

Für die kniffligsten Fälle braucht man beste Freunde Sanibonani! Auch wenn es in Thabos afrikanischem Örtchen noch nie einen Kriminalfall gab: Er will Privatdetektiv werden – und Gentleman natürlich! Doch dann ruft Miss Agatha an, und Thabos Hilfe wird dringend benötigt. Zusammen mit seinen Freunden Emma und Sifiso macht er sich auf die Suche nach dem Nashorn-Mörder. Voller Zuneigung und mit Witz und frischem Humor verpackt Kirsten Boie afrikanische Realitäten in großen Lesespaß. Ein gewitzter kleiner Ermittler mit Kultpotenzial. Die moderne afrikanische Variante von Emil und die Detektive. (Verlagsbeschreibung)

Thabo ist ein aufgeweckter Junge, und er lebt in dem kleinen Ort Hlatikulu (das liegt in dem kleinen Königreich Eswatini weit im Süden Afrikas) bei seinem Onkel Vusi, der als Ranger Touristen auf Safari-Touren durch den Lion Park fährt und dort ansonsten nach dem Rechten sieht. Ausgerechnet Onkel Vusi gerät nun aufgrund von Indizien unter Verdacht, ein Nashorn-Weibchen brutal abgeschlachtet zu haben, um das Horn an gut zahlende Interessenten zu verkaufen. Thabo weiß einfach, dass das nicht sein kann, doch sein Onkel ist im Gefängnis - und so bleibt Thabo nur noch, den wahren Täter auf eigene Faust zu ermitteln.

Glücklicherweise hat Thabo Freunde auf seiner Seite. Da wäre zum einen Sifiso, ein Junge, der mit seinen Geschwistern ganz ohne Eltern lebt und in ihrer Armut schauen muss, dass sie irgendwie von Tag zu Tag überleben. Und zum anderen wäre da Emma, ein rothaariges, grünäugiges, sommersprossiges Mädchen - und die Großnichte von Tante Agatha. Dieser Tante Agatha ist es zu verdanken, dass sich Thabo so gut mit Kriminalfällen auskennt - die Miss Marple Filme, die sie sich ständig anschauen, waren da eine gute Lehrstunde. Tante Agatha betreibt zudem ein Gästehaus für die Safari-Touristen - womöglich befindet sich der verbrecherische Wilderer gerade unter ihnen? Die Kinder halten die Augen jedenfalls offen, denn Onkel Vusi ist auf ihre Hilfe dringend angewiesen...

Einen unterhaltsamen Kinder-Krimi hat Kirsten Boie da geschrieben, und es ist dem Buch anzumerken, dass hier sorgfältig recherchiert wurde. Die örtlichen Gegebenheiten werden aus der Ich-Perspektive von Thabo sehr authentisch geschildert. In Eswatini als ehemaliger englischer Kolonie leben sowohl noch Briten als auch Afrikaner. Die Lebensbedingungen afrikanischer Kinder (oft verwaist aufgrund einer hohen Zahl von Todesfällen durch die Erkrankung an Aids, was hier im Buch allerdings nicht benannt wird) als auch die bildhaften Naturbeschreibungen fließen hier wie nebenher mit ein. 

Im Vordergrund steht aber natürlich der Fall um den Nashorn-Mörder, der Einfallsreichtum der Kinder, überraschende Wendungen. Nett fand ich, dass die kleinen Geschwister von Sifiso nicht nur eine ständige Plage sind, sondern letztlich entscheidend zur Aufklärung des Falls beitragen. Und dass Thabo und seine Freunde sich in der Theorie zwar für gute Detektive halten, letztlich aber merken, dass sie noch eine Menge lernen müssen. Ein durchaus spannender Fall, der zu unterhalten weiß, in dem der Humor nicht zu kurz kommt, der aber auch nachdenklich macht. 

 

"Die Gäste reisen schließlich durch unser Land, um Löwen zu sehen und sich zu erholen. Sie wollen nicht an traurige Dinge wie hungrige Kinder erinnert werden, man kann sie verstehen." 

 

Dies ist der erste Band von mittlerweile drei Folgen der Reihe um Thabo. Der Altersempfehlung des Verlags von 8-10 Jahren würde ich mich anschließen, auch wenn man womöglich nicht davon ausgehen kann, dass die Kinder der jetzigen Generation noch die alten Miss Marple Filme kennen und wissen, worauf Thabo sich da die ganze Zeit bezieht. Oder? Ich jedenfalls kenne die alten Filme durchaus, und die Verknüpfungen haben mir wie auch der Kriminalfall als solcher wirklich Spaß gemacht.

Leseempfehlung!

 

© Parden