Rezension

Indisches Chaos

Immer wieder Gandhi, Audio-CDs
von Vikas Swarup

Bewertet mit 2 Sternen

Indisch, konfus, enttäuschend

Ich liebe indische Literatur und Prosa, habe sie rauf und runter gelesen, von Aravind Adiga und Chetan Bhagat über Arundhati Roy bis Rabindranath Tagore, um nur einige wenige zu nennen. Also machte ich mich voller Vorfreude an das Hörbuch des vielgerühmten Vikas Swarup, von dem ich auch schon den Roman "Rupien!Rupien!" mit großer Begeisterung gelesen habe. Dieses Buch war außerdem die Vorlage für den mehrfach Oscar ausgezeichneten Film "Slumdog Millionär".

Im engeren Sinn handelt es sich bei "Immer wieder Gandhi" um einen Krimi. Jedes Kapitel ist einem anderen Verdächtigen gewidmet. Das Buch trägt im Original den Titel "Six Suspects", den ich übrigens viel passender finde. Schon nach den ersten Zeilen fühlte ich mich nach Indien versetzt und Juan Carlos Lopez Stimme ist brilliant.

Vicky Rai, skrupelloser Sohne des Innenministers erschießt eine Bardame, ohne jemals dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Auf der Party, die er veranstaltet, um seinen Freispurch zu feiern, wird er jedoch erschossen. Sechs Verdächtige kommen in die engere Auswahl, die Swarup genau beschreibt. Er prangert gleichzeitig Indiens Korruption und Vetternwirtschaft, das Kastensystem usw. an und versucht, ein Porträt der indischen Gesellschaft zu zeichnen, ABER irgendwann sind dies nur noch Klischees. Dazu wird ein Verdächtiger, der texanische Gabelstaplerfahrer, so plump beschrieben, dass er kaum überzeugen kann. Der Schluss des Buches ist unbefriedigend und zu gewollt. Mehr will ich dazu nicht sagen, um nicht zu viel zu verraten. Erschwerend kommt hinzu, dass ich die unterschiedlichen Handlungsstränge und Charaktere nicht zusammenbringen kann. Sie verwirren mich.

Kurz: Ich war enttäuscht und wende mich lieber wieder anderen indischen Autoren zu.