Rezension

✎ Inés María Jiménez - Gustav glotzt

Gustav glotzt -

Gustav glotzt
von Inés María Jiménez

Mit dem Wort 'glotzen' verbinde ich eher schlechte Erinnerungen - in Form von Beleidigungen zum Beispiel. ("Glotz nicht so!") Dennoch war ich neugierig auf das Buch, weil ich gehofft habe, dass es hier eine amüsante Herangehensweise an dieses Wort gibt.

Tatsächlich steht dieses Wort dann gar nicht im Vordergrund, obwohl es immer wieder erwähnt wird.

Es geht darum, den Kindern auf spielerische Art und Weise die verschiedenen Formen näher zu bringen. Vierecke, Dreiecke, runde Sachen - all das (er)kennt Gustav auf seinem Weg draußen. Ob es wohl ebenso Zwei- und Einecke gibt?

Bei uns ist zu viel Fernsehschauen kein Thema - mein Kind hat einfach andere Interessen.
Auch würde ich die Androhung der Mutter niemals nutzen, um mein Kind vom TV wegbekommen zu wollen. Das ist einfach nicht kindgerecht. Die Mutter gibt ihre Verantwortung ans Kind ab, welches diese jedoch noch nicht tragen kann.

Dennoch finde ich es eine lustige Geschichte für Kinder ab 4 oder 5 Jahren. Diese verstehen bereits, dass es nur ausgedacht ist und niemals so geschehen wird und verstehen den Witz hinter den Worten. Kleinere könnten eher Angst bekommen, da sie alles, was ihnen erzählt wird, (erstmal) als wahr betrachten. Meine (frisch) 4-Jährige zumindest hat über die amüsanten Stellen im Buch gelacht.

Irgendwann bekommt sogar Gustav Angst. Er möchte wieder normale Augen haben, doch nichts scheint zu klappen. Wodurch es dann endgültig funktioniert, bleibt ein wenig offen bzw. der (vor)lesenden oder zuhörenden Person überlassen.

Es ist kein offenes Ende, doch wird einem auch nicht kleinlich vorgekaut, was genau man denn nun machen soll / kann, damit die Kinder nicht zu viel in die Glotze glotzen.
Trotzdem findet sich am Ende des Buches ein QR-Code, der zu Memoryspielen und didaktischen Informationen führt.

Die Illustrationen sind ok.
Mir, einer Erwachsenen, gefallen sie leider nicht so gut. Man sieht, dass alles einzelne Elemente sind und erst am Schluss mit dem PC zusammengefügt wurden. Das sieht für mich sehr holprig aus. Sie bilden keine (richtige) Einheit.
Meine 4-Jährige hingegen findet sie toll. Sie sind großflächig und es gibt viel zu entdecken. Durch die Zeichnungen bin ich super gut mit meinem Kind ins Gespräch gekommen. Sie hat von sich aus erzählt, was bei uns alles rund oder eckig ist. Wir haben festgestellt, dass es nichts Zweieckiges oder Eineckiges bei uns Zuhause gibt. Und wir haben sogar ein paar Mal zusammen über die Bilder gelacht.

An der Geschichte hat mir am besten gefallen, dass die Mutter zwar anfangs ständig sagt, dass Gustavs Augen 4-eckig werden, aber zum Schluss nicht mit dem Zeigefinger kommt und sagt: "Ich habe es dir doch gesagt!" Kinder wissen, wenn / dass sie etwas falsch gemacht haben. Man muss sie nicht ewig daran erinnern. Das ist uns schließlich ebenfalls unangenehm.

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