Rezension

Inspirationsquelle für ein gesünderes Leben

Dr. Libby´s Stoffwechsel-Geheimnis - Libby Weaver

Dr. Libby´s Stoffwechsel-Geheimnis
von Libby Weaver

Bewertet mit 4 Sternen

Ob der große Wunsch Abnehmen oder einfach nur ein wenig mehr Energie sein mag, hier findet sich eine Fülle an Informationen zum Stoffwechsel allgemein, zum Körper als kommunizierendes Wesen und zu besserer Ernährungsweise. Teilweise unübersichtlich mit Theorien, die Diskussionen anregen.

Dr. Libby Weaver hat schon unterschiedlichsten Menschen geholfen, die zwar alles Erdenkliche getan hatten, um Abzunehmen, bei denen sich jedoch nichts tat, oder schlimmer noch: die immer mehr zunahmen. Mit diesem Werk kann man sich ein wenig so fühlen, als sei man selbst einer ihrer zahlreichen Klienten.
 

Eines der Hauptziele dieses Buches ist eindeutig, den Körper als lebendes System anzuerkennen, dessen Signale wahrzunehmen sind, weil es ständig kommuniziert. Es warnt uns, wenn wir ihm Unrecht tun. Wenn wir auf unsere Körper hören und ihre Botschaften richtig deuten, führen wir ein weitgehend gesundes Leben – jedenfalls insofern, dass wir zumindest nicht jeden Schrott in uns hineinstopfen.

Problematisch ist ja nun: Woher soll ich wissen, was ich meinem Körper zuführen darf und was nicht, wenn ich nicht weiß, wie ich dessen Signale zu interpretieren habe? Und, schlimmer noch: Was, wenn ich deutlich spüre, wie er um Hilfe ruft und sich sträubt, meine Gefühle und Gedanken jedoch mächtiger sind? Oft ist ja nicht das Wissen um gesunde Ernährung und Lebensweise unser Problem, sondern das Abwägen und das Sich-letztlich-für-das-Falsche-entscheiden-weil-man-nicht-anders-kann.
Symptome sind ja nichts anderes als Hilferufe des Körpers. Treffenderweise hilft die Autorin direkt zu Anfang, sich an ihnen zu orientieren: Die unterschiedlichen Bausteine, bzw. Baustellen des Stoffwechsels, sind aufgelistet und mit ihnen typische Symptome. Je mehr auf einen zutreffen, desto sinnvoller ist eine intensive Beschäftigung mit dem jeweiligen Thema. Hierzu findet sich im Anhang des Buches eine Tortengrafik, die der Leser diesbezüglich so für sich ausfüllen soll, dass ein optimal übersichtliches „Stoffwechsel-Krankheitsbild“ entsteht. Wo liegen meine Schwächen? In welchen Bereichen bemerke ich schon Verbesserungen? Diese Idee und auch die Umsetzung halte ich für besonders gelungen.
Natürlich kann man Symptome immer sehr unterschiedlich deuten, manche sind sogar so schwammig, dass jeder sie bei sich wiederfinden könnte – aber das ist vollkommen normal. Es kann ja nicht schaden, sich um sich selbst zu kümmern, egal in welcher Hinsicht.
Trotzdem: Betont wird, wie wichtig es sei, Stress zu vermeiden. Wenn man aber, so wie ich, ein kleiner Panikbolzen ist, was mögliche Worst-Case-Ursachen zu vergleichbar banalen Symptomen angeht, verursacht gerade das einen ziemlichen Adrenalinschub. „Ich könnte vielleicht das haben, und das, und das...“
Das kennt im Grunde jeder, wenn man bei einem Muskelkater anfängt, zu googlen und sich am Ende fragt, warum man überhaupt noch Gehen kann. Ich übertreibe hier allerdings ein wenig.

Man hat, während man sich mit dem Stoffwechsel-Geheimnis beschäftigt, grundsätzlich das Gefühl, von jemandem beraten zu werden, der wirklich möchte, dass es einem besser geht. Nicht nur, dass man bestimmte Produkte kauft und spezielle Programme bezahlt und irgendwelchen besonderen Trends hinterherläuft. Es werden unterschiedlichste Möglichkeiten zu Diagnosen und Therapien erwähnt, sodass meistens relativ objektiv breite Spektren erfasst werden und der Leser weitgehend autonom bleibt. Es werden auch konkrete Verbesserungsvorschläge gegeben, man wird nicht mit einer Diagnose alleingelassen. Vor allem, weil sogar ein dazu passendes Kochbuch der Autorin zeigt, welche Umsetzungsmöglichkeiten sich einem bieten.

Die Vorgänge des menschlichen Stoffwechsels werden stets in möglichst einfachen Worten, je nach Komplexität sehr gut verständlich und meistens so logisch beschrieben, dass man Zusammenhänge nach und nach versteht und es einem teilweise „wie Schuppen von den Augen fällt“.

Dr. Weaver versucht offenbar, die Diversität der Problemgeschichten unterschiedlichster Klienten einigermaßen in ihrem Buch abzudecken. Klar, dass man sich nicht immer angesprochen fühlt, wenn von bestimmten Sehnsüchten die Rede ist: ständig wird das Thema Kaffee angesprochen, auf (gefühlt) fast jeder Seite. Selbst, wenn man kein koffeinliebender Typ ist oder Alkohol im Übermaß trinkt, kommt es einem irgendwann so vor, als ob diese die Hauptübeltäter – auch im eigenen Leben – sein müssten.
Man möchte also gerne den einen oder anderen Abschnitt überspringen; dann wiederum wird zu Anfang darauf hingewiesen, wie sehr alles aufeinander aufbauend erklärt würde und wie wichtig es sei, auch wirklich von vorne bis hinten alles zu lesen. Nach Beenden der Lektüre halte ich das allerdings für nicht wirklich bedeutend, wenn auch nachvollziehbar.

Ich fürchte, dass es nicht zu vermeiden war, wenn gelegentlich Ausführungen fader wirkten als andere, denn sie waren dann von chemischem und theoretischem Inhalt, den man nicht immer allein mit Worten schmackhaft, oder besser: einprägsam machen kann. Hier wären einige grafische Verbildlichung manchmal vielleicht nicht schlecht gewesen.
Ich finde aber, dass das dem Ganzen noch eine stärkere Glaubhaftigkeit verliehen hat. Die Frau weiß eben genau, wovon sie redet, denn sie kann fachbuchartig schreiben. An anderen Stellen zeigt sie die unterhaltsame Seite ihres Schreibstils, wenn sie von eigenen Erfahrungen mit Klienten spricht. Man hat den Eindruck, ihr vertrauen und seine Gesundheit quasi in ihre Hände geben zu können.

Trotzdem rate ich, die Regeln beziehungsweise Tipps zur gesünderen Lebensweise nicht einfach zu befolgen, sondern selbst entsprechend weiter zu recherchieren, denn selbst dieser Ratgeber ist womöglich nicht mehr auf dem allerneusten Stand. Im Internet finden sich zu einzelnen Themen zahlreiche Diskussionen, beispielsweise inwiefern das Trinken von Wasser den pH-Wert im Magen beeinflusst.
Was diesen Punkt jedoch wieder wettmacht, ist folgender Hinweis im Anhang: Es wurde eine (englischsprachige) Website erstellt, die sicherstellen soll, dass Leser, die sich übrigens kostenlos registrieren lassen dürfen, immer auf dem neuesten Stand der Forschung bleiben (www.accidentallyoverweight.com). Eine exzellente Idee!

Letztlich handelt es sich hierbei um eine Lektüre, die den empathischen Charakter ihrer Autorin widerspiegelt und trotzdem professionell, logisch und auch sehr inspirierend bleibt.
Ich persönlich habe die eine oder andere Erkenntnis verinnerlicht und setze den einen oder anderen Ratschlag um, weil ich davon überzeugt bin, meinem Körper gegenüber fair und fürsorglich zu handeln.
Schon allein diese Überzeugung gibt Kraft, seine Lebens- und Ernährungsweise zu verbessern, selbst wenn man nicht besonders über- oder untergewichtig sein mag. Nicht ausschließlich zum Schlankwerden und -bleiben.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 21. Februar 2016 um 20:15

Die Autorin hat zu viel Gilmore Girls geguckt (Kaffeeholiker) ;-) 

Das ist eine gute Rezension, darf ich sagen. Ausgewogen - und so, dass man genau weiß, was einen als Leser erwartet. Besonders gut gefällt mir der Passus, dass die Gefahr besteht, dass man "alles hat", was angesprochen wird, weswegen ich niemals ein Medizinbuch lesen könnte ...:-)). Und der, dass man oft sehr wohl weiß, was not tut, aber es trotzdem nicht umsetzt, weil da so ein Schweinehund in einem wohnt. Wie man den raus kriegt, das muss noch einer herausfinden.