Rezension

Interessant, aber ich hatte mehr erhofft

Insel der Waisen - Laurel Snyder

Insel der Waisen
von Laurel Snyder

Bewertet mit 3 Sternen

Grundsätzlich könnte ich hier einfach meine halbe Hausarbeit posten, die ich zu diesem Buch geschrieben habe, aber ich würde mich vielleicht doch kürzer halten. Aus literaturwissenschaftlicher Sicht war dieses Buch hinsichtlich der Konstruktion von Alter sehr interessant. Auf der Insel gibt es keine Erwachsenen, dennoch bestimmt die Vorstellung von verschiedenen Altersstufen und die damit verbundenen Rollen die Struktur der Insel, denn die Kinder wissen um eine Außenwelt durch die Bücher, die sie lesen. Die Insel als Lebensraum wirkte dabei erst wie ein Paradies für die Kinder, jedoch nur bis Jinny die Regeln bricht und den Zeitpunkt, zu dem sie eigentlich die Insel verlassen sollte, hinauszögert.

Obwohl die Geschichte Grundlage einer Hausarbeit war, hatte die Story irgendwie zu wenig zu bieten für mein persönliches Leseerlebnis. Die Handlung wird aus der Sicht von Jinny geschildert und ich habe ihre Gefühle und Gedanken lesen, aber irgendwie nicht so wirklich greifen können. Emotional berührte mich die Handlung leider nicht so sehr. Auch hätte ich mir ein bisschen mehr Input gewünscht, was den Hintergrund der Insel und dem Aufenthalt der Kinder dort betrifft. Es hört sich zwar etwas paradox an, aber die Geschichte hätte für mich etwas mehr Antworten gebraucht, um mich als reine Leserin mehr zu beschäftigen. Teilweise hatte ich auch das Gefühl, es mit Widersprüchen zutun zu haben, die mich manchmal fragen ließen, worauf die Geschichte eigentlich hinaus möchte.

Dennoch fand ich die Idee interessant und auch den Gedanken, dass Utopie und Anzeichen einer Dystopie hier so nah beieinander liegen. Vom Schreibstil her lässt sich die Geschichte flüssig und bildhaft verfolgen. Und auch wenn ich fürs erste genug von meinem Hausarbeitsthema habe, kann dieses Buch zumindest eine Grundlage sein, um Gespräche über Alter, Rollen und Skripte anzustoßen.