Rezension

Interessant und abwechslungsreich

Die vier von der Schusterstaffel - Heinrich Maurer

Die vier von der Schusterstaffel
von Heinrich Maurer

Bewertet mit 5 Sternen

In einem kleinen Dorf im Schwäbischen leben vier Bauernsöhne. Hermann Lindwein, Berward Hinderer, Karl Markmann und Herbert Fendler sind befreundet. Oft treffen sie sich an der Schusterstaffel. Während Hermann, Berward und Herbert als Erstgeborene damit rechnen können, einmal den Hof des Vaters zu übernehmen, hat Karl einen älteren Bruder.

Der Autor hat einen interessanten Roman über die Entwicklung in der Landwirtschaft seit dem 50er Jahren geschrieben.

Zu Beginn der Geschichte werden die vier Höfe und ihre Bewohner ausführlich vorgestellt. Schon hier zeigt sich, dass jeder andere Schwerpunkte setzt. Die Zeit von Knechten und Mägden ist vorbei. Die gesamte Arbeit auf dem Feld und im Stall lastet nun auf den Schultern der Familie. Das bedeutet, dass jeder gebraucht wrd und selbst die Kinder ihre Aufgaben haben.

Während Berward sehr ehrgeizig ist und alles tut, um sein Erbe zu vermehren, verschließt sich Hermanns Vater jeder Neuerung. Hermann kann sich aus davon und lösen. Herbert, der den größten Hof besitzt, ist Neuentwicklungen gegenüber aufgeschlossen. Karl ist ein fleißiger und stiller Arbeiter. In Auseinandersetzungen wirkt er ausgleichend. Auf vielen Höfen hält die Technik Einzug. Die Wirkungsweise erster landwirtschaftlicher Geräte wird ausführlich und anschaulich beschrieben. Nicht ohne Einfluss auf das weitere Geschick des Bauernhofes war die Wahl der Ehefrau. Während Herbert mit Elsbeth eine Frau findet, die aufgeschlossen für Neues ist und mit ihrem Mann gemeinsam den Hof erhält, gibt es bei anderen nach der Hochzeit ungeplante Ausgaben.

Gut eingearbeitet wird die politische Entwicklung. Bei der Flurbereinigung gab es Sieger und Verlierer. Die ersten Bauern begannen, die Landwirtschaft nur noch als Nebenerwerb zu betreiben. Den nächste Einschnitt brachte die Gründung der EU. Um Einkommenseinbußen abzufedern, wurde zunehmend gedüngt und gespritzt. Wer nicht mithalten konnte, musste sich einen anderen Beruf suchen. Die Arbeit in der Landwirtschaft wurde leichter, dafür die Bedingungen, unter denen die Tiere gehalten wurden, schlechter. Es galt, zur rechten Zeit die richtige Entscheidung zu fällen. Obwohl die Freundschaft durch manche Krisen abflachte, standen die Vier im Ernstfall zusammen.

Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Allerdings würde ich mir für eine Neuauflage eine größere Schrift wünschen.

Der Autor versteht es, in die Familiengeschichten vielfältige Informationen zu integrieren. Der Wechsel der Orte, das heißt der einzelnen Höfe, erhält die Spannung, da so die unterschiedlichen Herangehensweise der Vier deutlich wird. Mit den Kindern kommt neues Gedankengut auf die Höfe. Es geht unter anderem geht um Direktvermarktung. Erste Tendenzen der Landflucht zeigen sich.

Man spürt in jeder Zeile, dass der Autor weiß, worüber er schreibt. Die Darstellungen wirken authentisch.

Das Cover mit dem Bauernhof passt zur Geschichte.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich durfte die vier Freunde fast 40 Jahre begleiten, Erfolge und Niederlagen, Freude und Leid miterleben.