Rezension

Interessant und authentisch, bietet nachdenkliche Lesestunden

Acht Wochen Wüste - Wendelin Van Draanen

Acht Wochen Wüste
von Wendelin Van Draanen

Bewertet mit 4 Sternen

Interessant und authentisch, bietet nachdenkliche Lesestunden

Inhalt:
Um 03:47 Uhr kommen sie Wren holen. Mitten in der Nacht wird sie aus ihrem Bett gezerrt und in ein wartendes Auto, dann in ein Flugzeug, und schließlich auf einen stundenlangen Marsch durch die Wüste geschickt. Warum das alles? Weil Wren so sehr die Kontrolle verloren hat, dass sich ihre Eltern einfach nicht mehr anders zu helfen wissen. Also heißt es für sie: Willkommen im Wildnis-Therapie-Camp. Wren ist stinkwütend, denn sie hat keine Ahnung, womit sie acht Wochen Wüste verdient hat. Oder etwa doch?

Meinung:
Wren ist keine ganz normale 14-jährige Teenagerin. Sie ist auf die schiefe Bahn geraten und hat mit Alkohol, Drogen und den falschen „Freunden“ zu tun. Sie hat komplett die Kontrolle verloren und ihr Leben verläuft in eine ganz falsche Richtung.
Wren`s Eltern wissen sich nicht mehr zu helfen und schicken sie in ein Therapie-Camp in die Wildnis von Utah.

Das Buch steigt sofort in der Geschichte ein: Wren wird mitten in der Nacht von fremden Leuten geweckt, aus dem Haus in ein Auto verfrachtet und dann per Flugzeug ins Wildniscamp gebracht.
Dieser Beginn hat mir sehr gut gefallen. Ich war dadurch schon gleich von der ersten Seite an total in der Geschichte. Das nicht vorhandene Vorwort, was ich sonst ganz gut finde, hat mir hier nicht gefehlt. Im Gegenteil: Ein langsamerer Einstieg hätte nicht zum Schreibstil des restlichen Buches gepasst.

Sehr gefallen hat mir auch, dass immer wieder Rückblenden zu Wren`s bisherigem Leben gemacht werden und der Leser so erst nach und nach erfährt, wie Wren überhaupt erst in diese Lage geraten ist. Diese quasi zwei nebeneinander laufenden Handlungsstränge, Vergangenheit und Gegenwart, haben die Spannung des Buches enorm gesteigert und das Lesen sehr abwechslungsreich gemacht. Gegen Ende kommen die beiden Stränge immer weiter zueinander, bis man schließlich den Auslöser erfährt, warum Wren letztendlich ins Camp geschickt wurde.

Generell finde ich das Thema sehr interessant und ich fand es gut, aus der Sicht von Wren zu erfahren, wie schnell man auf die schiefe Bahn und an die falschen, vermeintlichen Freunde geraten kann. Teilweise ist es erschreckend, wie negativ Wren eingestellt ist und was für Gedanken sie hat. Aber gerade das hat mich wiederum auch an das Buch gefesselt: Zu erfahren, wie sich jemand in so einer Lage tatsächlich fühlt und wie schnell die wahre Realität verloren geht und man nur noch seine Sicht der Dinge wahrnimmt.
Sämtliche Vorurteile über Menschen in solchen Situationen lösen sich plötzlich in Luft auf und man versteht, wie sie dort hineingeraten konnten und wie schwer oder nahezu unmöglich es ist, diesen Teufelskreis wieder zu verlassen.

Auch das Ende hat bei mir gepunktet. Ich habe die ganze Zeit überlegt, wie die Geschichte enden könnte und wie sich Wren innerhalb des Buches wohl noch entwickelt.
Ihre Entwicklung ist sehr authentisch und glaubwürdig. Das Ende habe ich zwar so nicht unbedingt erwartet, aber es hat die Geschichte toll abgerundet.
Ich hätte nur gern noch etwas mehr über ihr weiteres Leben erfahren, aber das muss sich der Leser leider selbst denken und herleiten.

Insgesamt ist es ein tolles und erkenntnisreiches Buch über ein Thema, das viel öfter vorkommt, als man denkt.
Der flüssige Schreibstil und die kurzen Kapitel unterstützen ein schnelles Lesen und bringen eine tolle Lesezeit.

Fazit:
Dieses Buch hat mich auf seine eigene Art begeistert und hat mir tolle, aber auch nachdenkliche Lesestunden bereitet. Das Thema ist interessant und authentisch umgesetzt worden.
Gute 4 von 5 Pinguine!