Rezension

Interessante Einblicke in eine bedeutende Epoche Barcelonas

Die Sieben Türen - Daniel Sánchez Pardos

Die Sieben Türen
von Daniel Sánchez Pardos

Antoni Gaudi rettet Gabriel Camarasa das Leben und die beiden schließen Freundschaft. Gabriel ist der Sohn von Sempronio Camarasa, Besitzer eins der beiden größten Verlage in Barcelona. Beide stehen einem erbitterten Konkurrenzkampf gegenüber, bei dem täglich neue Verleumdungen los getreten werden.

Als Gabriels Vater des Mordes bezichtigt und in Haft genommen wird, begeben sich Gabriel, Gaudi und Fiona auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei entführt Gaudi sie in geheimnisvolle Etablissements im Herzen der Stadt und in die Hände eines ominösen Geheimbundes. Sempronio Camparasa ist kein unbeschriebenes Blatt und er trägt viel Last auf seinen Schultern. Doch wurde er wirklich zum Mörder oder gehört dies zu einer perfiden Verschwörungstheorie oder stecken gar politische Verwicklungen dahinter? Denn Barcelona steht kurz vor einem inneren Umbruch der Macht.

 

„Unsere Sinne bringen uns in Kontakt mit der Welt, aber gleichzeitig begrenzen sie diese Welt auch. Wir sehen nur das, was unsere Augen sehen können und wir hören nur das, was unsere Ohren hören können. Aber wir wissen auch, dass es jenseits unserer Sinne Geräusche und Farben, die oberhalb oder unterhalb unserer Wahrnehmungsschwelle liegen. Die für uns außer Reichweite sind.“ (Zitat Gaudi S. 46)

 

Der Schreibstil des Autors ist der Zeit, das Ende des 19. Jahrhunderts, perfekt angepasst. Elegant, teils verschnörkelt und detailverliebt, fühlt man sich schnell in einer anderen Epoche wieder. Die einzelnen Schauplätze erwachen vor dem inneren Auge zum Leben und man erhält ein klares Bild von eines der schönsten Städte Europas zur damaligen Zeit.

Der Autor ist zudem sehr bemüht ein feines Netz zu spinnen und immer wieder von neuem das Interesse des Lesers zu wecken. Das gelingt leider nur teilweise und der Roman lässt mich recht zwiegespalten zurück.

Das Fundament der Geschichte ist ausgeklügelt und interessant, aber die Charaktere ließen mich relativ kalt. Hier gelingt es dem Autor nicht, einen emotionalen Bezug, aufzubauen. Besonders die Darstellung von Gaudi enttäuschte mich. Ich hatte mir mehr von seinem künstlerischen Schaffen erhofft, aber seine individuelle Persönlichkeit blieb deutlich hinter meinen Erwartungen zurück. Er hätte durch jede beliebige Figur ersetzt werden können. Meine Ansprüche gingen in eine völlig andere Richtung, trotzdem konnte der Autor mich mit seiner teils ausschweifenden Erzählkunst überzeugen.

Der literarische Ausflug nach Barcelona hat sich gelohnt und der Autor hat hier ein stimmiges Konzept präsentiert. Einzig an den Protagonisten haperte es und da wird mir wohl keiner nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Verdiente 3 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die Barcelona, seine Kultur und Gesellschaft und die Politik des 19. Jahrhunderts intensiv kennenlernen möchten ohne dabei zu sehr den Fokus auf die Person Gaudi zu richten.