Rezension

Interessante Geschichte, deren Umsetzung leider nicht ganz überzeugen konnte

Astralliebe -

Astralliebe
von Sissi Steuerwald

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach einem schweren Autounfall liegt Hannah im Koma. Während dieser Zeit erlebt sie das Astralwandern, das heißt sie kann sich losgelöst von ihrem Körper wie eine Art Geist durch die Welt bewegen. Dabei trifft sie auf Liam, der in den Nächten das Astralwandern für sich entdeckt hat und Hannah während dieser schweren Zeit zur Seite steht. Beide verspüren schnell mehr als Freundschaft. Doch was geschieht, wenn Hannah irgendwann wieder aus dem Koma erwachen sollte? Kann sie sich an Liam erinnern und fühlt sie sich dann immer noch zu ihm hingezogen?

 

Diese Geschichte hat eine interessante, mal etwas andere Grundidee und Konzeption. Im ersten Teil geht es viel um das Astralwandern. Im weiteren Verlauf nimmt dies nur einen minimalen Teil ein. Dort geht es eher um die Beziehung zwischen den beiden jugendlichen Protagonisten Hannah und Liam. Schnell wird an dieser Stelle klar, dass beide ihr Päckchen zu tragen haben und insbesondere Liam viel mehr ist, als er Hannah zeigt. Es ist schön, dass im zweiten Teil ernste und wichtige Themen aufgegriffen wurden, wie z.B. Trauer, Fehler, Schuldgefühle und Klischees, da diese Aspekte der Geschichte mehr Tiefe verleihen. Zu Beginn war die Tiefe leider nur bedingt vorhanden, sodass etwas beim Lesen gefehlt hat.

Das Buch hat einige überraschende Wendungen. Diese häufen sich im weiteren Verlauf, wodurch es ein wenig gehetzt wirkt und so, als ob zum Ende hin noch alles innerhalb kurzer Zeit geklärt werden muss.

Der Schreibstil ist gut zu lesen. Die Geschichte ist abwechselnd erzählt aus der Sicht von den Ich-Erzählern Hannah und Liam. Eine Kapiteleinteilung gibt es nicht, lediglich die Perspektivwechsel trennen das Buch und sorgen für ein wenig Abwechslung. Dass keine Kapiteleinteilung und somit auch keine richtige optische Strukturierung des Buches vorgenommen wurde, ist jedoch kaum störend. Zum Teil wird eine identische Szene aufeinanderfolgend aus beiden Perspektiven erzählt. Auch wenn dadurch die mitunter verschiedenen Gedanken und Gefühle der beiden Protagonisten in der dargestellten Szene verdeutlicht werden, stört es zum Teil den Lesefluss.

Liam macht immer wieder Andeutungen über sein altes Leben und wie rücksichtslos er sich damals verhalten hat. Was es damit auf sich hat und konkrete Einzelheiten, ob bzw. wie er sich wirklich geändert hat, erfährt der Leser erst gegen Ende des Buches, kann sich jedoch vorher schon einmal Theorien bilden. Hannah bleibt leider zum Teil ein bisschen blass: Der Leser erfährt nicht so viel über ihr Leben vor dem Unfall und über ihre Familie. Ein bisschen mehr Ausgestaltung wäre schön gewesen, um ein besseres Bild von ihr zu haben, und zu sehen, wie sie sich vielleicht entwickelt hat und was sie als Person ausmacht. Das hätte die Charakterdarstellung etwas runder gemacht.

Auch die Geschichte von Hannah´s Bruder Ben wird am Rande mit eingebaut, jedoch nur in Ansätzen, da der Fokus auf Hannah und Liam liegt und Ben lediglich ein Nebencharakter ist. Dennoch spielen er und seine Vergangenheit für den Fortgang der Handlung eine Rolle und ist im Gesamtzusammenhang wichtig. Hannah´s Freundin Suri ist das Licht in dieser Geschichte. Ihre schlagfertige und selbstsichere Art ist sehr schön und entlockt den Leser mehr als einmal ein Lächeln. Auch ohne sie wäre vermutlich der Fortgang der Geschichte anders verlaufen.

Somit wird deutlich, dass auch die wenigen Nebencharaktere gut mit in die Geschichte eingebaut worden sind und die Handlung sich nicht alleine auf die Protagonisten beschränkt.

 

Wenn man sich auf das Thema Astralwandern einlässt und eine leichte Geschichte mit manchen Emotionen sucht, die jedoch nicht immer eine große Tiefe aufweist, kann man viel Gefallen an dieser Geschichte haben, da die Idee und Gesamtkonzeption gut sind, auch wenn die Umsetzung leider an manchen Punkten nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte. Insbesondere jüngere Leser können bei diesem Buch auf ihre Kosten kommen, jedoch muss bedacht werden, dass auch traurige und ernste Szenen enthalten sind.