Rezension

Interessantes Debüt, auch wenn es mir zu nett war

Selbstvergeltung -

Selbstvergeltung
von Dirk Osygus

Bewertet mit 3 Sternen

Hin und wieder lese ich Krimis sehr gerne.
„Selbstvergeltung“ von Dirk Osygus klang in meinen Augen sehr vielversprechend.
Als Debüt hat es mich wirklich positiv überrascht.

Der Schreibstil des Autors ist sehr einnehmend und mitreißend. Darüber hinaus lässt es sich durch die relativ kurzen Kapitel wirklich schnell lesen.
Die Charaktere sind sehr interessant gestaltet. Der Autor versucht dabei sämtliche Facetten ihrer Persönlichkeit offenzulegen.
Aus diesem Grund gibt es kein nur Gut oder nur Böse. Dadurch das hier auch Menschlichkeit mit einfließt, empfindet man automatisch etwas dabei.
Wir erfahren dabei verschiedene Perspektiven, je nachdem wer gerade im Zentrum des Geschehens steht.
Dabei werden sowohl Opfer als auch Täter sehr gut beleuchtet, darüber hinaus ist der Übergang zwischen beidem ein verdammt schmaler Grat, was doch vor einige Herausforderungen stellt.
Am intensivsten bekommt man es mit Friedenfurt und Gerste zu tun. Wodurch man schnell eine Verbindung zu Ihnen aufbaut, was mir ausnehmend gut gefallen hat.

Der Einstieg fiel mir richtig leicht. Auch wenn dieser meiner Meinung nach durchaus nervenaufreibender vonstatten hätte gehen können.
Dennoch wurde die Handlung sofort interessant gestaltet.
Besonders die Figur des Täters war mal ganz anders als erwartet und brachte eine gewisse Finesse zutage, die ich so nicht erwartet habe. Was zu einigen überraschenden Aktionen führte, diese bleiben jedoch nicht ohne Folgen. Besonders der Hintergrund war sehr interessant, wodurch sein Handeln sehr nachvollziehbar wurde. Darüber hinaus stellt der Autor damit sehr wichtige Fragen.
Wie weit darf ich gehen, um zu überleben?
Wie sieht es moralisch damit aus und was macht es letztendlich mit mir und meinem Umfeld?
Kann ich danach überhaupt noch derselbe sein?

Ebenso konnte man die Ermittlungen sehr gut begleiten. Bei vollen Koffeinrausch kommen die Ermittlungen in die Gänge. Mir haben die Ermittler sehr gut gefallen. Aber ich hätte mir da deutlich mehr Biss und Schärfe zwischen den Charakteren gewünscht. Es war mir buchstäblich zu nett, wie agiert wurde. Das war irgendwann nicht mehr glaubwürdig genug für mich.
Dennoch gelang es dem Autor aufgrund dieser Basis einen recht interessanten Kriminalroman auszuarbeiten.
Überwiegend ist es ein relativ ruhiger und gemütlicher Roman, da die Handlung sehr detailliert dargeboten wird. Erst gegen Ende kommt Schwung rein und man erlebt ein paar nervenaufreibende und actionreiche Szenen.
Insgesamt für ein Debüt absolut nicht schlecht. Zumal er hier wirklich auch sehr viel Wert auf die zwischenmenschlichen Aspekte legt. Und dadurch unterschwellig sehr viel Emotionen mitschwingen. Diese dürften beim nächsten Mal gern intensiver zutage treten.
Ebenso bei der Charakterentwicklung, wo noch deutlich Luft nach oben ist.

Fazit:
"Selbstvergeltung“ ist das Debüt von Dirk Osygus.
Ein sehr interessanter Kriminalroman, der den Fokus auf die zwischenmenschlichen Aspekte und die Ermittlungen legt.
Als Debüt absolut nicht schlecht. Mehr Biss und Abgründigkeit hätte dem Ganzen jedoch nicht geschadet. Das hätte es in meinen Augen noch runder gemacht.