Rezension

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Interessantes Thema, mangelhafte Umsetzung

The Circle - Dave Eggers

The Circle
von Dave Eggers

Bewertet mit 2 Sternen

Ich habe das Buch auf Empfehlung hin gelesen. Vorher hatte ich es in der Buchhandlung immer mal wieder in der Hand, aber richtig überzeugen konnte es mich nicht. Als ich dann für den Urlaub Leselektüre gesucht habe, hat das Buch seine Chance bekommen. Leider konnte es meine Erwartungen nicht erfüllen.

Der Circle ist ein Technologie-Unternehmen im Stil von Google oder Apple. Alle Mitarbeiter sind überglücklich dort arbeiten zu können. Denn es wird einiges für diese getan: Partys, Sportangebote, Veranstaltungen mit Künstlern und Übernachtungsmöglichkeiten. Eine Bedingung wird jedoch an die Mitarbeiter gestellt: Sie müssen im social web aktiv sein. Wer eine niedrige Teilnahmerate hat, fällt negativ auf. Diese Erfahrung macht auch Mae. Doch sie wächst immer mehr in diese Gemeinschaft hinein und beginnt ihr Leben im Web völlig offen darzulegen – sie wird transparent. Alte Freunde und Familie können mit dieser Entscheidung nicht leben und nabeln sich von ihr ab.

Das Buch ist sehr rasant geschrieben. Viele Handlungen lassen wenige Entfaltungsmöglichkeiten für die Charaktere. Ich muss sagen, dass es nicht einen Charakter in diesem Buch gibt, der mir sympathisch war. Alle sind relativ flach gezeichnet und man lernt sie nicht richtig kennen. Selbst Mae, die innerlich hin und her gerissen ist zwischen der Faszination für den Circle und ihrer Angst, was diese Veränderungen bewirken, fehlt die nötige Tiefe. Der angesprochene Konflikt wird fast gar nicht dargestellt.

****Spoiler****

Sie findet es blöd, dass ihr Foto von der Nacht mit Francis in der Cloud für alle einsehbar ist, aber mehr als dies bei Francis und Annie zur Sprache zu bringen fällt ihr nicht ein. Sie gibt sich mit der Antwort, dass im Circle nicht gelöscht wird, zufrieden. Diese Problematik scheint auch ohne weitere Reflektion ihrerseits in den Hintergrund zu geraten, da sie die Folgen der Transparenz nicht weiter hinterfragt.

Zwar redet sie mit Annie in der Toilette privat ohne Ton, aber diese Privatsphäre scheint sie nicht wirklich zu missen. Diese ganzen inneren Konflikte kommen nicht richtig zur Sprache. Dies stellt mein größter Kritikpunkt an diesem Roman dar.

****Spoiler Ende****

Die Idee hat mir gut gefallen und auch das Ende, aber der Zwischenteil und damit der Hauptteil war für mich aufgrund dieser fehlenden Gefühlswelt einfach etwas zu platt. Ich würde es daher nicht weiterempfehlen. Klassiker, wie „Brave New World“ oder „1984“, besitzen immer noch den nötigen Zeitgeist und sollten immer noch vorgezogen werden!