Rezension

Zukunftsszenario der ultimativen medialen Vernetzung

The Circle - Dave Eggers

The Circle
von Dave Eggers

Das entworfene Zukunftsszenario ist für mich die große Stärke des Buches; die Figuren und Handlung sind für mich jedoch nur durchschnittlich. 3 1/2 Sterne.

Inhalt

Mae ist neue Mitarbeiterin bei dem Circle - der mächtigsten und beliebtesten Internetfirma der Welt. Den Job verdankt sie ihrer Collegefreundin Annie, die dort mittlerweile zu den Top 40-Mitarbeitern und damit zur Führungsriege zählt.

Mae arbeitet also auf dem Campus der Firma in Kalifornien und so langsam verändert sie sich. Ihr Mitarbeiterrang wird ihr so wichtig, dass sie das Leben außerhalb der Arbeit langsam vernachlässigt und anders wahrnimmt. Und dann ist da ihr vertrackstes Liebesleben: Ex Mercer, der immer noch viel mit Maes Eltern zu tun hat, Kollege Francis und ein mysteriöser Mann namens Kalden, der immer bei Mitarbeiterevents auftaucht, aber den keiner zu kennen scheint.
 

Meine ausführlichere Meinung

Natürlich zieht man unwillkürlich als Leser Parallelen zu den heutigen Top-Playern, allen voran Google und Facebook, die bekanntlich Daten wie ein Schwamm aufsaugen und bei denen immer wieder das Thema Privatsphäre heiß diskutiert wird - zu Recht. Der Circle wird im Buch als DIE Internetfirma schlechthin dargestellt, die soziale Netzwerke wie Facebook, YouTube, Twitter, Instagram und andere sowie Googles Suchmaschinenmacht in sich vereint. Dieser Grundgedanke ist für mich absolut überzeugend und wie die Strukturen innerhalb der Firma dargestellt werden, ist meiner Meinung nach nicht allzu weit hervorgeholt und durchaus im Bereich des Möglichen. Dieser Aspekt war es auch, der mich fasziniert hat - zu sehen, wie die Mitarbeiter - am Beispiel von Mae - aber auch der Großteil der Gesellschaft - wie etwa Politiker - blind der Technik vertrauen und nur die positiven Seiten sehen.

Als Leser bekommt man natürlich schnell mit, welche Schattenseiten das Ganze auch hat und welche Macht der Circle hat. Und wie es vielleicht auch bei uns sein könnte, wenn man gewissen Entwicklungen keinen Riegel vorsetzt. Denn wer nicht alles freiwillig und bereitwillig bis in die intimsten Details von sich preisgibt, hat etwas zu verbergen - und das kann ja nichts Gutes sein, oder?

Dafür, auch, weil wirklich alles sehr detailliert ausgearbeitet war - angefangen von der Beschreibung des Campus, über den einzelnen Arbeitsplatz und die Mitarbeitermeetings bis hin zu dem Mitarbeiterranking - gibt es für mich fünf Sterne.

Der Rest des Buches hat mich allerdings nicht wirklich umgehauen. Die Charaktere sind recht flach und Stereotypen geblieben - gerade zu Mae habe ich nie einen Draht gefunden. Der Schreibstil war ganz okay, aber auch nicht überragend und hat zumindest mich beim ein oder anderen Mal kurz hängen lassen. Auch das große Geheimnis (wer ist Kalden?) war von Sekunde 1 erkennbar. Zudem war mir dann die Opposition im Buch doch zu klein bzw. als zu unwichtig abgetan. Klar, man kann über jeden Dreck herausgraben, dennoch denke ich, dass mehr kritische Stimmen zutage treten würden, gäbe es tatsächlich eine Firma mit ähnlichen Diensten wie der Circle - zumindest hoffe ich das sehr.

Von daher war das Ende zwar innerhalb dieses recht düsteren Zukunftsszenarios für mich stimmig und auch nicht wirklich überraschend, aber auch eine Idee zu kurz. Gerade, was eine bestimmte Person angeht, hätte ich gerne mehr erfahren. Auch die Beziehung Annie - Mae wurde für mich nur unzureichend dargestellt.
 

Fazit

Schreibstil, Figuren und Handlung haben mich ehrlicherweise nicht gerade überzeugt, aber der detailliert ausgearbeitete Entwurf der Firma Circle und deren Arbeitsweisen haben das für mich wieder einigermaßen wettgemacht. Wer also gerne mal eine düstere "Was wäre, wenn..."-Geschichte über die Zukunft von uns in einer Welt von Super-Google, -Facebook und Co. lesen möchte, liegt hier absolut richtig. Der eigentliche Unterhaltungswert war für mich jedoch leider nicht besonders hoch.