Rezension

Irgendwie anders

Kein Ort ohne dich - Nicholas Sparks

Kein Ort ohne dich
von Nicholas Sparks

Bewertet mit 4 Sternen

"Kein Ort ohne dich" handelt von dem 91-jährigen Ira, der nach einem schweren Autounfall bei widrigen Wetterverhältnissen über eine Böschung in den Abgrund stürzt. Dort findet ihn keiner und er kämpft darum am Leben zu bleiben. Dabei helfen ihm seine Erinnerungen an seine große Liebe Ruth. Währendessen lernen sich Sophia und Luke kennen. Sophie, das Stadtmädchen, das gerne in der großen Kunstszene heimisch werden würde und Luke, der Cowboy, der nur die einfachen Lebensverhältnisse kennt. Ihre gemeinsame Zukunft scheint steinig, aber vielleicht ist Iras und Ruths gemeinsamer Lebensweg das Schicksal für das junge Paar?

Nicholas Sparks neustes Werk, dessen Verfilmung auch den Weg ins Kino findet, kann wie die meisten seiner Vorgänger die ganzen großen Gefühle auffahren. Ganz besonders hat mir die Verflechtung zweier Liebesgeschichten gefallen. Man bekommt als Leser also nicht nur einmal, sondern gleich zweimal die volle Bandbreite an Gefühlen präsentiert. Mit Sophia und Luke hat man ein Pärchen unserer Zeit, die noch am Anfang ihres Erwachsenenlebens stehen, mit Ira un Ruth hat man ein Paar, dessen Liebesgeschichte im zweiten Weltkrieg begann und somit wird durch diese beiden auch noch eine große Portion Geschichte verarbeitet. Während Sophia und Lukes Liebesgeschichte eigentlich so typisch Nicholas Sparks ist, weil langsam erzählt wird und weil es immer Drama, Drama, Drama gibt, ist die Geschichte um Ira und Ruth einfach erwachsener.

Dieser Handlungsstrang hat mir wirklich gut gefallen, da nicht nur die perfekte Liebesbeziehung dargestellt wurde. Nein, es stand eine Liebesgeschichte im Vordergrund, die über viele Jahrzehnte andauerte und die dadurch wirklich die realistischen Höhen und Tiefen durchgemacht hat. Hier wird nichts beschönigt. Die beiden entfernen sich voneinander, um sich wieder neu zu finden. Die beiden haben verschiedene Interessen und finden doch immer einen gemeinsamen Nenner. Hier wird nichts Perfektes dargestellt und trotzdem fühlt es sich perfekt an.

Natürlich haben auch Sophia und Luke ihren Charme. Im Gegensatz zu ihren Altersgenossen, die ebenfalls in der Geschichte auftauchen, wirken sie erwachsener, haben konkrete Vorstellungen vom Leben. Natürlich wird einiges überspitzt dargestellt, damit der Dramaeffekt größer ist, aber sie haben ebenfalls eine mitfieberungswürdige Liebesgeschichte, die aber dennoch etwas gegenüber Ira und Ruth abfällt.

Warum dann also nur vier Sterne? Ganz einfach, das Ende war ein einziges Klischee. Mir hatte es gut gefallen, dass klar war, dass irgendwann Ira, Sophia und Luke zusammenlaufen müssten. Das zog wirklich unheimlich, weil man sich die ganze Zeit fragte, wie löst Sparks das jetzt. Natürlich ist es irgendwo raffiniert, aber so unglaubwürdig, dass ich quasi über die Absurdität der Situation lachen musste. Hinzu kommt, dass diese Lösung so untypisch für Nicholas Sparks ist. Natürlich ist er kitschig und trotzdem sind Happy Ends definitiv keine Garantie bei ihm. Dieses Buch hat ein Happy End hoch 10. Zur Abwechslung mal ganz nett, aber damit hatte ich nicht gerechnet. Man wartet noch auf weitere Probleme, aber es kommt nichts mehr und letztlich ist man etwas enttäuscht.

Fazit: "Kein Ort ohne dich" setzt sich von seinen Vorgängern durch die doppelte Liebesgeschichte aus verschiedenen historischen Phasen ab. Beide wissen zu überzeugen, die eine mehr als die andere, aber beide auf zufriedemstellenden Niveau. Das Ende ist aber sehr untypisch für Nicholas Sparks. Da bestätigt er jede Vorurteile, die man gegen ihn als Autor haben kann und das ist schade und trotzdem kann man diesen Liebesroman mit reinem Gewissen weiterempfehlen!