Rezension

Isaak Rubinstein muss weiter zittern

Unter Wölfen - Der verborgene Feind -

Unter Wölfen - Der verborgene Feind
von Alex Beer

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem zweiten Fall für Isaak Rubinstein, dem jüdischen Antiquar, der in die Rolle des SS-Sturmbannführers und Kriminalkommissars Adolf Weissmann geschlüpft wird, wird die Hoffnung, endlich Nazi-Deutschland verlassen zu können, wieder enttäuscht. Während er auf seine Kontaktperson des Widerstandes wartet, wird Gisela Hofmann, die Tochter eines hochrangigen Nazis ermordet. Ihr Vater gibt sich nicht mit dem örtlich zuständigen Kriminalbeamten Paul Köhler zufrieden. Er will, dass „der Beste der Besten“, nämlich Adolf Weissmann ermittelt. Das gefällt Köhler naturgemäß nicht und so lauert er auf jeden noch so kleinen Fehler des Konkurrenten. Damit ist er nicht der einzige, denn auch der Journalist Felix Bachmeyer erkennt mit der untrüglichen Nase des Enthüllungsjournalisten, dass mit Adolf Weissmann etwas nicht stimmt. Bevor Rubinstein nun enttarnt wird, wird Bachmeyer ermordet. Glück für Isaak Rubinstein oder nur eine zusätzliche Komplikation? Denn Bachmeyer hat zuvor ein Auge auf Ursula von Rahn geworfen, die Tochter eines Industriellen, der maßgebliche Informationen zur „Operation Georg“ haben soll, die der Widerstand so dringend braucht. Um an diese Dokumente zu kommen, geht Isaak mehrmals mit Ursula aus, die ihrerseits sich in Rubinstein verliebt hat.

 

Mehrmals steht Isaak Rubinstein knapp vor der Enttarnung. Nur mit sehr viel Mazel Tov und Chuzpe gelingt es ihm, seine falsche Identität zu wahren. Dazu kommt, dass es weitere Frauenmorde gibt und er gemeinsam mit Köhler weiterermitteln muss. Die Zusammenarbeit gestaltet sich schwieriger denn je, hat doch auch Paul Köhler seine Geheimnisse.

 

Meine Meinung:

 

Es ist nicht ganz leicht, die Verwandlung des jüdischen Antiquars in den aufgeblasenen, cholerischen SS-Sturmbannführers zu akzeptieren. Allerdings gab es im NS-Staat einige Ungereimtheiten und Doppelbödigkeiten, sodass ein solches Vabanquespiel durchaus möglich gewesen sein könnte.

 

"Wenn man alle logischen Lösungen eines Problems eliminiert, ist die unlogische, obwohl unmöglich, unweigerlich richtig" (S.112)

 

 

Alex Beer arbeitet auch in diesem zweiten Fall die allgegenwärtige Angst vor der Entdeckung der wahren Identität Isaak Rubinsteins grandios heraus. Die Person Rubinstein ist sehr gut charakterisiert. Mit Ermittlungen hat er ja nichts am Hut, außer, dass er ein Fan Sherlock Holmes ist. Immer wieder zitiert er aus den Büchern von Arthur Conan Doyle, was naturgemäß bei Paul Köhler vergeblich Liebesmüh ist. Als Isaak dann erkennt, dass der Frauenmörder ein bestimmtes Muster hat, hat er die zündende Idee in alten, ungeklärten Fällen zu stöbern. Hier, in der Kartei der „nassen Fische“, wie die cold cases damals genannt wurden, zu wühlen, da fühlt er sich wohl. Der Leser wird langsam, aber stetig durch die Einschübe, die mit „Marianne“ überschrieben werden, in die passende Richtung gelenkt.

 

Der historische Hintergrund ist perfekt recherchiert. Die Begeisterung, die die Nürnberger bei den Feiern zu Hitlers Geburtstag an den Tag legt, ist beängstigend echt geschildert.

 

Als Leser muss man manchmal den Atem anhalten, wenn Isaak wieder einmal beinahe enttarnt wird. Hin und wieder gibt es auch einen Helfer, der dem Regime kritisch gegenübersteht.

 

Die Spannung wird durch zahlreiche überraschende Wendung sehr hochgehalten. Wie schon in ihren anderen Bücher (Reihe rund um August Emmerich) ist Alex Beers Schreibstil lebendig und mitreißend.

 

Auch nachdem die Serie der Frauenmorde aufgeklärt ist, kann Isaak Rubinstein seine Rolle als Adolf Weissmann noch nicht an den Nagel hängen. Ein dritter Band scheint in Vorbereitung, wie man aus dem Cliffhanger schließen kann. Darauf freue ich mich.

 

Fazit:

 

Dieser zweite Fall für Isaak Rubinstein hat mir wieder sehr gut gefallen. Gerne gebe ich wieder 5 Sterne.