Rezension

Jenseits des Meeres...

Jenseits des Meeres liegt die ganze Welt - Audur Jónsdóttir

Jenseits des Meeres liegt die ganze Welt
von Audur Jónsdóttir

Bewertet mit 2 Sternen

"Jenseits des Meeres liegt die ganze Welt" umfasst 284 Seiten und gliedert sich in neun Kapitel. Diese sind mit durchschnittlich 30 Seiten ziemlich umfangreich, weshalb sie zum bequemeren Lesen zusätzlich in Abschnitte unterteilt sind. Somit lassen sich Lesepausen einlegen, ohne das jeweilige Kapitel zwingend zu Ende lesen zu müssen.

Das Buch umfasst einen Zeitrahmen von neun Tagen. Dementsprechend sind die Kapitel jeweils mit einer Datumsangabe überschrieben, bei der jedoch die Jahreszahl fehlt. Das Buch spielt jedoch ohne Frage in der Neuzeit.

Das Buch spielt auf Island im Monat ,Dezember.

Geschrieben ist das Buch aus der Sicht der 32-jährigen Ich-Erzählerin Sunna in der Gegenwartsform. Es finden sich jedoch auch zahlreiche Rückblicke in die Vergangenheit. Diese sind in der entsprechenden Zeitform geschrieben.

Die isländische Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel "Vetrarsól" bei Mál og menning, Reykjavík. Übersetzt wurde das Buch von Kristof Magnusson.

Meine Meinung zum Buch:
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Mit "Jenseits des Meeres liegt die ganze Welt" habe ich literarisches Neuland betreten, denn es handelt sich hierbei um mein erstes "Island-Buch".

Schade ist, dass dem Leser kaum deutlich wird, dass er sich zusammen mit der Ich-Erzählerin auf Island befindet. Die Autorin beschreibt weder die landschaftlichen Eigenheiten des Landes noch die seiner Bewohner. Wüsste man nicht bereits aufgrund der Inhaltsbeschreibung des Klappentextes, dass das Buch auf Island spielt, würde man es von selbst wohl kaum merken.

Der Klappentext verspricht einen spannenden Roman. Nach Lesen des Buches erfüllt sich diese Erwartung jedoch nicht. Größtenteils konzentriert sich die Handlung auf Beschreibungen von Sunnas Arbeits- und Familienleben. Zwar kommt etwas Spannung ins Spiel, als Sunna die Vermisstenanzeige ihrer Freundin entdeckt und ihr plötzlich auffällt, dass sie von zwielichtigen Gestalten beobachtet wird. Aber diesem Handlungsstrang wird nicht kontinuierlich gefolgt, sondern eher sporadisch werden immer mal wieder ein paar Szenen eingeworfen. Dadurch wirkt die Handlung zwar insgesamt recht abwechslungsreich, aber der Lesefluss wird so nicht konstant aufrecht erhalten. Stattdessen finden sich immer wieder Längen.

Mit den Nachforschungen Sunnas über den Verbleib ihrer Freundin wechselt das Buch immer wieder in die Vergangenheit, genauer gesagt in Sunnas Studienzeiten in Spanien. Hier hat sie Arndís kennengelernt und gemeinsam haben die beiden eine interessante Zeit verlebt. Obwohl Arndís eher eine passive Figur ist, hat sich die Autorin doch viel Mühe damit gegeben, sie zu charakterisieren. Insbesondere hat sie mit viel Fingerspitzengefühl herausgearbeitet, wie sehr sich Arndís von Sunna unterscheidet und wie die beiden dennoch stets eine tiefe Freundschaft verbunden hat. Für den Leser wird diese Verbundenheit sehr greifbar und nachvollziehbar. Und obwohl die beiden sich seit 10 Jahren nicht mehr gesehen hat, wird deutlich, wieso Sunna durch die Vermisstenanzeige beeinflusst wird und warum es ihr wichtig ist, alles über den Verbleib ihrer Freundin herauszufinden.

Sunna ist eine sehr eigenwillige Protagonistin. Während sie viel Kraft und Ausdauer in ihre berufliche Tätigkeit steckt, fällt es ihr privat umso schwerer, sich auf alltägliche Arbeiten zu konzentrieren. So hat sie zum Beispiel seit Tagen keine Wäsche mehr gewaschen und obwohl sie jeden Morgen mit einem leeren Kleiderschrank konfrontiert wird, kann sie sich doch nicht dazu aufraffen, diesen Zustand zu ändern. Auch in ihrer Beziehung gibt sich Sunna wenig Mühe, beschränkt sich ihrem Partner gegenüber auf sporadische Gefühlsbekundungen, ohne diesen Taten folgen zu lassen. Mehr und mehr konzentriert sie sich schließlich auf Nachforschungen über den Verbleib ihrer Freundin und merkt dabei nicht, dass sie selbst immer mehr in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Denn die zwielichtigen Gestalten verfolgen sie immer aufdringlicher.

Das Ende des Buches ist plausibel, aber nicht überraschend. Denn die Autorin baut im Verlauf des Buches einige Hinweise ein, mit deren Hilfe sich die Auflösung erahnen lässt. Unerwartet kommt diese somit nicht mehr.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und ausgefeilt, neigt stellenweise zum Poetischen. Das Buch liest sich flüssig und auch an die Tatsache, dass die wörtliche Rede nicht durch Anführungszeichen verdeutlicht wird, gewöhnt man sich schnell.

Der Titel der deutschen Übersetzung steht kaum in Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches. Es handelt sich hierbei um eine Aussage Sunnas, die aber keine tiefgründigere Bedeutung hat.

Mein Fazit:
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Ein wenig überzeugender Roman, der nicht hält, was der Klappentext verspricht.