Rezension

Jugendprobleme und Sommerfeeling, perfekt umgesetzt ...

Morgen irgendwo am Meer - Adriana Popescu

Morgen irgendwo am Meer
von Adriana Popescu

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist Sommer, das Abitur ist geschafft und die letzten Ferien, bevor der Ernst des Lebens beginnt, stehen vor der Tür. Eigentlich hatten Romy und Julian noch keine rechten Pläne, aber als Konrad vor ihr steht und ihr ein Roadtrip nach Lissabon vorschlägt, klingt sich Julian einfach mit ein. So starten die drei und sammeln noch schnell Nele auf, die eine Fahrgemeinschaft suchte. Nun kann der Sommertrip losgehen und alle haben mehr als nur leichte Sommerkleidung dabei. Da hätten wir jede Menge Altlasten, Probleme, Sorgen und unausgesprochene Wahrheiten. Das klingt doch nach Stress, Missverständnissen und Ärger. Für alle vier wird es keine einfach Reise, sondern ein Abenteuer zur eigenen Seele. Werden die vier in Lissabon ankommen? Wird aus einem holprigen Beginn eine harmonische Gruppe? Und was belastet jeden Einzelnen von ihnen?

Dieses Buch ist schon im Jahr 2019 erschienen und ich hatte es mir sofort gekauft und auch für den Urlaub eingepackt, also am Meer war es definitiv, aber es sollte nun erst gelesen werden. Dabei ist die Autorin einer meiner Liebsten und keine andere lässt so sehr den Sommer in mein Herz. Nun also geht es für vier junge Menschen nach Lissabon und ich war mittendrin mit dabei und ob mir mein Platz im Oldtimer gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Die Geschichte wird auch aus der Sicht der vier Figuren erzählt und so beginne ich direkt mit Julian. Dieser junge Mann hat ein Auftreten, als ob er alles im Griff hat. Er ist mit Romy zusammen und diese ist seine ganze Welt, sein Fixpunkt im Leben, denn drumherum ist alles in der Schwebe. So hat er sich in der neuen Stadt noch nicht wirklich eingelebt und seine Zukunft ist auch noch nicht greifbar, aber der elterliche Druck nimmt zu. Und als ob das nicht schon irgendwie belastend wäre, taucht auch noch Konrad auf, der seine Freundin auf einen Roadtrip einlädt. Nach außen bleibt Julian ruhig, aber innerlich brodelt es.

Romy hat endlich ihr Abi in der Tasche und ihrem Praktikum in Neuseeland kann sie beruhigt entgegentreten. Eine Aussicht, die alle glücklich zumachen, scheint aber Romy nicht ganz erreicht. Sie hält sich an Julian fest, spielt seine Romy und man merkt, da ist was nicht in Ordnung. Als Konrad vor ihr auftaucht, bekommt ihre Fassade Risse und zeigt, dass in ihrer Vergangenheit irgendetwas passiert sein muss, was sie aber gern verschweigt.

Konrad muss das Abijahr wiederholen und ist gerade ein wütender, unnahbarer und unberechenbarer Zeitgenosse. Mit Schuldgefühlen beladen und Angst vor dem Morgen wagt er den Sprung ins kalte Wasser und fragt Romy nach diesem Roadtrip. Er kann es nicht fassen, dass sie wirklich mitfährt, allerdings auf diesen Julian könnte er gut und gern verzichten und dann kommt auch noch diese best gelaunte Nele dazu, einfach nicht zum Aushalten.

Nele hat es am Schwersten, sie möchte eigentlich nur nach Madrid, aber so einfach eine Fahrgelegenheit zu finden, ist recht schwer, aber mit diesen drei hat sie wirklich in Lotto gewonnen. Julian und Romy sind ein verliebtes Pärchen, Konrad ist unausstehlich und passt so gar nicht dazu. Aber durch ihre Kamera sieht Nele noch ganz andere Dinge, und obwohl sie ihre eigenen Sorgen hat, geht sie hier den Geheimnissen der anderen drei auf den Grund.

Ich glaube, in der heutigen Zeit hat jeder so sein Päckchen zu tragen und Probleme sind Probleme, ob einfach oder nicht. Hier haben wir vier unterschiedliche Persönlichkeiten und so einige Sorgen, Lebenserfahrungen und Geschehnisse, die einem überfordern und nach Überleben rufen. Am Anfang der Geschichte konnte man diese noch gar nicht wirklich greifen und so schwankte und suchte man sehr intensiv mit. Da hat die Autorin einen recht gut im Dunklen stehen lassen. Was allerdings dem Rätseln und dem Kennenlernen der Figuren auch gutgetan hat. So versuchte man die Verbindungen zu verstehen, in jedem Kopf besser hinein zu gucken, bevor sich das große Ganze offenbarte. Es ist wirklich keine leichte Geschichte, die zwar den Sommer bringt, aber auch zeigt, wie verletzlich das Leben sein kann. Tja und wie eine andere Sicht oder Personen das Leben verändert. So ist es ein Finden der eigenen Persönlichkeit, von Liebe und heilender Freundschaft.

Adriana Popescu kann verdammt berührend schreiben, tief in jugendliche Köpfe schauen und trotz der Schwere immer mit ihren Humor auflockern. Es ist eine tolle Mischung und doch absoluter Lesespaß. Diese vier Figuren sind mir ans Herz gewachsen und ich war gern der fünfte Passagier auf dem Notsitz, was für eine Fahrt.