Rezension

Kalt wie Eis

Arctic Mirage -

Arctic Mirage
von Terhi Kokkonen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wenn ich von Lappland lese, muss ich immer an Andersens Märchen „Die Schneekönigin“ denken. An Gerdas Suche nach Kai, dem geschenkten Rentier der Räubertochter und dem Eispalast der Königin. Dieses Setting passt eigentlich ganz gut auf Terhi Kokkonens Roman „Arctic Mirage“. Das Paar Karo und Risto wirken ähnlich verloren wie Gerda und Kai. Eigentlich auf dem Rückweg nach Hause nach einem gemeinsamen Urlaub haben sie mit dem Mietwagen einen Unfall und checken gezwungenermaßen im Arctic Mirage ein für 700 Euro die Nacht, Buchungen erst ab 2 Nächten möglich – wenn hier nicht die Räuber am Werke sind! Obwohl sich Karo und Risto eigentlich um Geld keine großen Gedanken machen müssen. Sie verdienen beide gut, sind beruflich erfolgreich und an einen gewissen Lebensstandard gewöhnt. Doch die Stimmung zwischen den beiden ist merkwürdig angespannt und das Arctic Mirage ein seltsamer Ort im Nirgendwo. Aus den ursprünglichen zwei Nächten wird schließlich eine ganze Woche, in der sich die beiden Figuren zunehmend verändern. Kokkonen bindet die spärliche Zahl an Hotelmitarbeitern in ihre Erzählperspektive ein und ermöglicht eine sporadische Außensicht auf Karo und Risto, die im Wechselspiel mit den Innenansichten der Protagonisten die Geschichte erzählerisch spannend voranbringen und wie nebenbei interessante Einblicke in den Alltag der Menschen vor Ort ermöglichen.

Das Ende hat die Autorin zu Beginn bereits als Prolog vorweggenommen und doch bin ich mir lange Zeit nicht sicher, ob und wie wir wohl mit der Geschichte dort hinkommen werden. Doch das Arctic Mirage dient als guter Katalysator für eine Eskalation, die bereits weit vor dem Urlaub in Eis und Schnee angelegt war und nun zu einem finalen Höhepunkt schreitet.