Rezension

Toxische Beziehung...

Arctic Mirage -

Arctic Mirage
von Terhi Kokkonen

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ein Roman, der mich etwas ratlos zurücklässt - eine toxische Beziehung, Wahn oder doch nicht, angerissene Lebensgeschichten. So what?

Der Urlaub in Lappland soll die lang ersehnte Erholung für Karo und Risto bringen. Doch dann kommt es zu einem Autounfall und die beiden sitzen fest, in einem Hotel namens Arctic Mirage. Leicht verletzt und noch halb unter Schock bewegen sie sich sehr unterschiedlich durch die luxuriöse Anlage inmitten der Schneelandschaft. Während Karo das Gefühl hat, in einer Falle zu sitzen, scheint Risto die Situation geradezu zu genießen: Er flirtet mit den Hotelangestellten, plant Freizeitaktivitäten und lässt sich von Karos seltsamer Stimmung nicht beirren. Bis die beiden sich plötzlich als Feinde gegenüberstehen. Terhi Kokkonen beschreibt den gefährlichen Drahtseilakt eines Paares, das ein dunkles Geheimnis hütet. Und die Anziehungskraft einer Landschaft, deren gedämpftes Weiß Gefahr verheißt. (Verlagsbeschreibung)

Der Klappentext klingt spannend und geheimnisvoll, das Setting (ein einsames Hotel in Lappland) außergewöhnlich, da war meine Neugierde geweckt. Am Ende jedoch: Ratlosigkeit. Was war das denn nun?

Gleich auf der ersten Seite wird verraten, wie der Roman ausgehen wird - also entsteht die Erwartungshaltung, im Verlauf zu erfahren, wie und weshalb es dazu kommen konnte. Nach einem Autounfall checkt das Paar Karo und Risto spontan im Artic Mirage ein, einem kleinen Hotel mitten  im Winter in Lappland. Risto ist entschlossen, die zusätzlichen Urlaubstage zu genießen, Karo reagiert dagegen unentspannt. Eng aufeinander hockend wird schnell deutlich, dass Karos gebrochene Nase und Ristos Halskrause nach dem Unfall das geringste Problem darstellen. 

Die Art des Paares miteinander umzugehen, lässt rasch die Frage aufkommen, wem man hier überhaupt trauen und glauben kann. Risto mit seiner kontrollierenden, übergriffigen Art und den nicht versiegenden Vorwürfen in Richtung seiner Freundin oder doch  Karo mit ihren ständigen Wutausbrüchen und ihrer Pillenpackung gegen Wahnvorstellungen? Durch das Personal des Hotels erhält der Leser auch Blicke von außen auf das Paar, was rasch eine toxische Beziehung der beiden vermuten lässt.  Gaslighting flimmerte früh als Idee durch meinen Kopf.

Leider bleibt der Roman nicht auf das Paar konzentriert, das letztlich kein Happy End erwartet. Andere Personen - der Hotelarzt, eine Hotelangestellte, die Hotelleitung - geraten zwischendrin in den Fokus, und auch diese Charaktere verhalten sich überwiegend eigenartig. Weshalb diese Personen teilweise so intensiv beleuchtet wurden, erschloss sich mir nicht wirklich. Weshalb jemand an solch einem Ort strandet und was das mit demjenigen macht? Die Geschichte eines düsteren Ortes, der höchstens zur Ausbildung von Depressionen taugt? Im Winter ist es in Lappland fast sechs Monate lang dunkel - eine gruselige Vorstellung. Alkoholismus, Depressionen, Suizide häufen sich. Das Arctic Mirage treibt das noch auf die Spitze. Mich lenkten diese Abschweifungen jedenfalls eher zu sehr von der Paarbeziehung zwischen Karo und Risto ab. 

Was ich dagegen als gut gelungen empfand, war die Atmosphäre, die Terhi Kokkonen hier kreiert. Rasch stellt sich beim Lesen ein subtiles Unbhagen ein, neben der gepflegten Langeweile im Hotel hat das Ganze unterschwelllig etwas Bedrohliches, das im Verlauf noch zunimmt. Das war aber letztlich das einzig Spannende, das dieser Roman für mich zu bieten hatte. Die Personen blieben für mich auf Distanz, der Ausgang ist von der ersten Seite an klar, und das Ende sorgte leider für keine Überraschung, keinen Twist mehr. Für mich zu vorhersehbar.

Mir war hier vieles zu angedeutet, und etliches, das präsentiert wurde, verlor sich schließlich im Nichts. Weshalb dann überhaupt? Und irgendwie ließ mich der Debütroman der Autorin kalt - ich fand ihn weder besonders spannend noch überraschend und schon gar nicht grandios. Fragezeichen und Achselzucken bleiben zurück, ein neutrales Leseerlebnis, das letztlich gearde noch in drei Sternen mündet.

Schade, hiervon hatte ich mir viel mehr versprochen!

 

© Parden