Rezension

Kamalari ist kein schönes Wort...

Sklavenkind - Urmila Chaudhary

Sklavenkind
von Urmila Chaudhary

Bewertet mit 4 Sternen

Kamalari? Was stellt man sich unter diesem Wort vor, wenn man es das erste Mal hört? Ist es ein Dorf hoch in den Anden? Ist es ein Fluss der durch irgendeine Steppe fließt? Ist es ein schönes, ausländisches Wort für irgendeine Blume?

NEIN! Unter diesem doch schön klingenden Wort verbirgt sich etwas grausames. Etwas das wir uns nicht vorstellen können. Denn Kamalari heißt übersetzt 'hart arbeitende Frau' . Das hört sich noch nicht schlimm an? Hinter diesem Begriff verbergen sich Mädchen zwischen sechs und achtzehn Jahren, die verkauft werden. Sie werden für ein Jahr an fremde Haushalte verkauft. Dort müssen sie arbeiten.

Hinter dem wohlklingenden Wort 'Kalamari' verbirgt sich nichts anderes als ein Sklavenleben. Auch Urmila Chaudhary ist dieses sechs jährige Mädchen, dass einfach verkauft würde. Ich wusste bis zu diesem Buch nicht einmal, dass in Nepal so etwas passiert. Ich wuchs behütet auf, lebe heute noch gut und sicher in Deutschland. Wie muss es dann einem kleinen sechsjährigen Mädchen gehen, dass ins kalte Wasser geworfen wird? Keine Liebe erfährt und gepiesackt wird?

Eindringlich und enorm ausdrucksstark erzählt Urmila Chaudary ihre Geschichte. Vom Sklavemädchen zu einer starken Frau, die für andere Sklavenmädchen kämpft. Es ist ein Buch, dass die Augen öffnet für eine andere Welt, die wir vielleicht bis dato als normal gehalten haben. Ein Leben in Nepal, was kann da schon schlimmes dran sein?

Nie habe ich mir Gedanken darüber gemacht, dass es dort schlimme Dinge geben könnten. Denn wir gucken nur bis über unseren Gartenzaun. Aber das ist falsch. Jeder der Zeit hat und nicht die Augen verschließen möchte, sollte dieses schwierige, traurige Buch lesen und sich auch die Fotos angucken, denn am Ende zählt das Lächeln einer Frau, die sich ihren großen Traum erfüllt hat: Nach der Sklaverei in die Schule gehen.