Rezension

kein einfaches Buch, aber ein ungewöhnlicher Lesegenuss

Das zufällige Leben der Azalea Lewis - John Ironmonger

Das zufällige Leben der Azalea Lewis
von John Ironmonger

Bewertet mit 4 Sternen

Bücher von Script5 sind oft spezielle und gerade deswegen liebe ich sie auch so sehr. "Das zufällige Leben der Azalea Lewis" hat ein richtig tolles Cover und auch der Inhalt versprich, alles andere als 0815 zu werden. Dass es dann jedoch derart anders werden würde, hätte ich mir nicht träumen lassen ...
Wie bekommen hier das Leben von Azalea Lewis erzählt, das geprägt ist von Schicksalsschlägen und vor allem extrem vielen Zufällen. Aus diesem Grund wendet sie sich an Thomas Post, der zwar Doktor der Philsophie ist, sich jedoch vor allem auf 'gesellschaftlich normierte Auslegung ungewöhnlicher Ereignisse' spezialisiert und versucht diese mathematisch zu erklären.

Doch wir erfahren nicht nur sehr vieles über Azaleas Leben, sondern viel, viel mehr. J. W. Ironmonger berichtet über Uganda, das Leben am Westnil, Missionare, den Bürgerkriegen, Josoph Kony und Kindersoldaten. Zum Teil werden einem da gebündelte Fakten aufgetischt, dass man sich beim Lesen wirklich sehr konzentrieren muss. Doch gerade die Passagen in Afrika haben mir sehr gut gefallen und stellen einen tollen Kontrast zur Isle of Man dar. Man spürt, dass dem Autor sehr viel an diesem Land und der Problematik liegt.

 

"Azaleas Zufälle lagen ausserhalb alles Messbaren. Sie liessen sich nicht erklären. Zumindest nicht mathematisch. [...] Genau genommen sind diese Zufälle möglicherweise der Beweis dafür, dass unser Universum nicht das ist, wofür wir es gehalten haben."     (Seite 35)

 

Azalea und Thomas waren mir von Anfang an sympathisch und das, obwohl sie unterschiedlicher kaum sein können.
Wenn man von Azaleas Vergangenheit und Ängsten liest, erstaunt es, wie optimistisch sie durchs Leben geht. Sie ist wirklich eine sehr spannende und starke Frau.
Thomas ist für mich so der typische etwas verstaubte Professor, der sich im fünften Stock ohne Fahrstuhl und mathematischen Formeln versteckt.
Zusammen sind sie auf jeden Fall ein sehr interessantes Gespannt und zwischen den beiden entwickeln sich immer spannende und zum Teil auch köstliche Diskussionen.
 

"Ich muss ein wenig vom Thema abschweifen", sagt Thomas.     (Seite 83)

Aber wie Thomas es gleich selber sagt, ist das Buch auch nicht ganz einfach zu lesen, denn es wird oft vom Thema abgeschweift. Die Geschichte um Azalea und ihre Frage zu ihren Zufällen stehen zwar im Zentrum, doch der rote Faden wirkt ab und zu etwas ausgefranst oder verzettelt.
Die Kapitel spielen in verschiedenen Zeiten. Jedes zweite ist im jetzt und dann springt man wieder in die Vergangenheit von Azalea. Zudem wird ab und zu verschachtelt erzählt. Thomas erzählt die ganze Geschiche einer alten Freundin, die er ja wiederum von Azalea erzählt bekommen hat.
Der Einstieg hat mich sofort neugierig gemacht und ich wollte unbedingt die Geheimnisse um dieses dreijährige Mädchen aufdecken. Danach musste ich erst einmal Geduld und Konzentration aufbringen und mich zum Teil sogar etwas durchbeissen. "Das Zufällige Leben der Azalea Lewis" liest sich weder locker noch flockig, entwickelt jedoch seine ganz eigene Faszination. Und je länger man liest, desto mehr wird man mit einem wirklich aussergewöhnlichen Lesegenuss entlöhnt. 
Dieses Werk ist bestimmt nicht jedermans Sache, darum würde ich empfehlen, erst einmal einen Blick in die Leseprobe zu werfen.

 

Fazit:

"Das zufällige Leben der Azalea Lewis" ist wirklich kein einfaches Buch. Es braucht Geduld und Konzentration, belohnt einen jedoch mit einem ungewöhnlichen Lesegenuss.
Glaubt ihr ans Schicksal? Oder häufen sich Zufälle in eurem Leben? Dann solltet ihr Azalea und Thomas unbedint kennenlernen. Die Lektüre wird bestimmt auch euch überraschen.