Rezension

Kein Krimi, aber Spannung garantiert

Das Lied der Stare nach dem Frost - Gisa Klönne

Das Lied der Stare nach dem Frost
von Gisa Klönne

Eine Familiengeschichte zwischen Ost-und Westdeutschland birgt zwar einen gewissen Spannungsfaktor in sich, trotzdem ist es zunächst eher befremdlich, dass es sich bei den Toten in diesem Buch um reine Unfallopfer handelt, verbindet man Gisa Klönne doch bislang eher mit etwas kriminalistischeren Tathergängen...

Die Protagonistin Riccarda Hinrichs, kurz Rixa, aufgewachsen in Köln, zieht als Unterhaltungsmusikerin auf einem Kreuzfahrtschiff durch die Welt, als sie erfährt, dass ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben kam. Verstört reist sie nach Berlin, wo die Mutter zuletzt lebte und verlässt anfangs widerwillig ihr selbstbestimmtes Leben, um nach den Gründen für den Autounfall und nicht zuletzt auch für ihr eigenes gestörtes Verhältnis zur Mutter zu suchen. Auf den Spuren ihrer teils bei den Großeltern in Mecklenburg und teils in Köln glücklich verbrachten Kindheit nimmt sie eine schmerzliche Reise zu sich selbst auf sich, bei der der Jahre zurückliegende Unfalltod ihres geliebten Bruders ebenso eine Rolle spielt, wie bisher emsig gehütete Geheimnisse der Familie ihrer Mutter.

 

Das Buch lebt von der psychologisch sehr dicht erzählten Gefühlswelt der Protagonisten auf mehreren Zeitebenen. Abwechselnd schildert die Autorin die Welt von Rixas Großeltern in der ersten Jahrhunderthälfte sowie Rixas Recherche in der Gegenwart, die immer wieder durch Schlaglichter ihrer Kindheitserinnerungen an die 1980er Jahre und die ersten Jahre nach der Wende erhellt wird.

Ein wunderbar atmosphärisches Buch und den Krimis der Autorin an Spannung nicht im mindesten unterlegen! Übrigens ein ebenfalls lesenswerter Nicht-Krimi von Gisa Klönne: Die Wahrscheinlichkeit des Glücks.