Rezension

Kein Urlaub auf Teneriffa

Schwarze Küste - Ilona Schmidt

Schwarze Küste
von Ilona Schmidt

Bewertet mit 5 Sternen

„...Kriminalhauptkommissar Richard Levin hasste den Urlaub bereits, bevor er seinen Zielort erreichte. Das relativ kleine Flugzeug des Direktflugs von Nürnberg nach Teneriffa Süd war mit Urlaubern vollgestopft. [...]Da er am Gang saß, waren Stöße von Vorübergehenden im Flugpreis inbegriffen....“

 

Mit den obigen Zeilen beginnt – nach einem kurzen Prolog – der Krimi. Dabei ahnt Richard noch nicht einmal, dass er im Hotel Richterin Linda Wachter und ihre Familie treffen wird. Sie waren bei einem früheren Fall aneinander geraten.

Erstaunlicherweise bittet ihn Linda wenige Tage später, ihren Sohn Kilian mit ins Hotel zu nehmen, da sie mit ihrem Mann einen Strandspaziergang unternehmen will. Als die Familie ins Hotel kommt, ist der Junge verschwunden.

Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Das lag nicht zuletzt daran, dass jeder der Protagonisten sein eigenes Spiel zu spielen scheint.

Die Personen werden gut charakterisiert. Richard fühlt sich schuldig, weil er nicht bei den Jungen geblieben ist. Allerdings hatte Linda ausdrücklich gesagt, dass Kilian allein im Zimmer bleiben kann.

Bei Herrn Wachter ist echte Verzweiflung zu spüren. Er unternimmt viel, um seinen Jungen zu finden.

Linda dagegen sendet sehr eigenartige Signale aus. Was sie heute fordert, lehnt sie am nächsten Tag wieder ab. Mal will sie Richard dabei haben, mal wirft sie ihm Einmischung vor. Sie erscheint relativ gelassen und kühl und möchte das Heft des Handelns in ihren Hand halten.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen und Abwechslung im Geschehen.

Von spanischer Seite liegen die Ermittlungen in den Händen von Inspektor Fernand Morell. Allerdings hat er nebenbei noch den Mord an einem Afrikaner aufzuklären. Die Sicht der Einheimischen auf die Flüchtlinge liest sich so:

 

„...Das Gros der Migranten wollte lediglich arbeiten, und das vor allem auf dem Festland und auf Mallorca. Für sie waren die Kanaren nur eine Zwischenstation...“

 

Auch Fernand macht sich sein Bild von Richard.

 

„...Dazu kam dieser deutsche Polizist, der so gar nicht dem Bild entsprach, das er sich von den deutschen Kollegen gemacht hatte. Bislang hatten sie ihn eher an Sesselfurzer mit Bauchansatz erinnert. Levin dagegen glich eher einer gespannten Sprungfeder...“

 

Ganz nebenbei lerne ich eine Naturschönheiten der Insel kennen. So darf ich Richard auf den Weg durch die Höllenschlucht und beim Aufstieg zum Vulkan begleiten. Passende Metapher beschreiben die Landschaft.

Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Sehr gut gestaltet sind die Gespräche. Mein Favorit ist die Unterhaltung von Richard und Linda, wo er ihr gehörig die Meinung sagt.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autorin gelingt es, mehrere Fälle geschickt zu verknüpfen und mich beim Miträtseln manchen Irr- und Umweg zu schicken.