Rezension

Keine Glanzleistung

Die Wälder - Melanie Raabe

Die Wälder
von Melanie Raabe

Ein Solider Krimi, dessen Handlung stellenweise aber doch arg konstruiert ist.

Das Grundsetting erinnert an einen der Klassiker der Horrorliteratur überhaupt: Stephen Kings „Es“. Eine Gruppe von Kindern glaubt, in einem Mann das personifizierte Böse gefunden zu haben, und vermuten, dass er die Schwester eines der Kinder verschleppt und ermordet hat. Sie schwören, wieder zusammenzukommen, sollten sie seine Schuld jemals beweisen und ihn zur Strecke bringen können. Ich hatte ehrlich gesagt etwas Bauchschmerzen mit dieser Ähnlichkeit. Sollte die Autorin das konsequent weiterführen, kann das nur schief gehen. Sie tut es nicht – zum Glück -, sondern schafft den Dreh zu ihrer eigenen Story, die mit falschen Wahrnehmungen und vorgefertigten Meinungen spielt.

Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass Melanie Raabes Protagonisten nie vertrauenswürdig sind. Stets präsentieren sie uns ihre Wahrheit, die aber nur ein Puzzleteil der eigentlichen Realität darstellt. Dieses Motiv zieht sich durch all ihre Bücher und könnte als eines ihrer stilistischen Merkmale bezeichnet werden. Leider gewöhnt man sich daran. Sollte man also schon mehrere Bücher der Autorin gelesen haben, beginnt man, hinter die Fassade zu sehen und das Spiel zu durchschauen. Das macht die Handlung weit weniger unvorhersehbar und lässt Twists und Lösungen bereits erahnen, sprich, die Spannung geht verloren. Hinzu kommt, dass verschiedene Verhaltensweisen ihrer Figuren arg konstruiert und nicht mehr logisch nachvollziehbar sind. Immerhin ist ihr Schreibstil kurzweilig und gut zu lesen, aber das allein macht noch keinen richtig guten Krimi aus.

Fazit: Solide Unterhaltung, die stellenweise der Logik entbehrt. Je mehr man von der Autorin kennt, umso mehr kann man zwischen den Zeilen lesen und den Handlungsverlauf vorhersagen.