Rezension

Keine leichte Kost!

Brunnenstraße -

Brunnenstraße
von Andrea Sawatzki

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist manchmal komisch, denn irgendwie bildet man sich ja ein, einen Autor oder Schauspieler ein wenig zu kennen, wenn man einige seiner Bücher gelesen oder einige seiner Filme gesehen hat. So ging es mir z. B. mal so, dass ich die Schauspielerin ChrisTine Urspruch auf der Straße sah und sie automatisch grüßte als ob wir bekannt wären. Nachdem ich den Roman „Brunnenstraße“ der wunderbaren Andrea Sawatzki gelesen hatte, wurde ich jedoch schmerzhaft eines Besseren belehrt. Ich kenne sie nämlich mitnichten und fiel von einer Ohnmacht in die andere als ich von ihrer tragischen Kindheit las. Einer Kindheit, die mit Kindsein wenig gemein hatte. Leider sind hier in höchstem Maße die Eltern dafür verantwortlich ob nun gewollt oder ungewollt. So darf man mit keinem Kind umgehen, indem man es zur Pflegerin eines demenzkranken Vaters macht. Hier hätte eine andere Lösung gefunden werden müssen, ich bin erschüttert!

Ich bewundere den Mut von Frau Sawatzki sich nochmals so intensiv mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen und damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Nächste Woche habe ich das Glück die Schauspielerin, Autorin und Hörbuchsprecherin hautnah bei einer Lesung zu eben diesem Buch zu erleben. Sicher wird sie erzählen, ob diese Aufarbeitung für sie Fluch oder Segen oder beides zugleich war. Ich gebe ihr für ihren autofiktionalen Roman jedenfalls mit fünf Sternen die Bestnote.