Rezension

Kindheit in Ostberlin...

Am kürzeren Ende der Sonnenallee - Thomas Brussig

Am kürzeren Ende der Sonnenallee
von Thomas Brussig

Bewertet mit 4 Sternen

Am kürzeren Ende der Sonnenallee wohnt Micha Kuppisch - gleich neben der Mauer. Wenn er aus der Haustür tritt, hört er die Rufe westlicher Schulklassen vom Aussichtspodest. "Guckt mal, ´n echter Zoni!" Doch Micha macht sich nichts daraus, er hat eine andere Sorge: Miriam. Sie ist das schönste Mädchen weit und breit, doch leider schon vergeben. Und so grübelt Micha tagein und tagaus, wie er es anstellen könnte, in Miriams Nähe zu sein. Pointenreich erzählt Thomas Brussig, wie im Schatten der Mauer auch die Sonne schien. Micha, Miriam und die anderen lieben und lachen, tricksen und träumen. Sie schmieden Pläne, wie man einen Liebesbrief hervorangelt, den der Wind in den Todesstreifen geweht hat. Sie hören Jimi Hendrix und lesen Sartre, sie schaffen sich erfindungsreich eine eigene Welt. "Mein Gott, waren wir komisch, und wir haben es nicht einmal gemerkt..."

In die Hände gefallen ist mir dieses Buch durch die Aktion "Welttag des Buches 2012". Es bietet einen interessanten Einblick in eine Jugend in Ostberlin zu Zeiten, als die Mauer noch stand. Gelernt habe ich dabei, dass das Aufwachsen in der damaligen DDR nicht identisch war, je nachdem, ob man z.B. aus der Großstadt stammte oder etwa aus dem sogenannten "Tal der Ahnungslosen", Sachsen, wo kein West-TV empfangen werden konnte.
Sicherlich hatte die damalige Jugend durchaus mit recht spezifischen Problemen zu kämpfen und musste immer Obacht geben, bei (vermeintlich) subversiven Tätigkeiten nicht erwischt zu werden. Doch andererseits ähnelten sich die Probleme der Jugendlichen in Ost und West doch auch in vielen Punkten.

Witzig fand ich manche Erklärungen, die mir neu waren - z.B. die zu verbotenen Sportarten in der damaligen DDR, weil diese ansonsten zur Flucht hätten genutzt werden können, wie Segeln, Surfen oder Drachenfliegen.
Und manche Begriffe wurden erwähnt, deren Bedeutung sich mir allerdings noch nicht erschließt. Vielleicht gibt es hier ja den ein oder anderen, der mir dazu etwas sagen kann? Was bitte ist:

- ein Zerspaner?
- ein Facharbeiter für Umformtechnik?
- ein Subbotnik?
- ein Wernesgrüner?

Alles in allem eine interessante Lektüre, flüssig zu lesen und einen kleinen Einblick in das damalige Ostberlin gewährend.
Gerade habe ich gelesen, dass das Buch bereits verfilmt wurde. Mir reicht da aber wohl die Lektüre...