Rezension

Klasse geschriebener Katzenkrimi

Schönheitsfehler - Heike Wolpert

Schönheitsfehler
von Heike Wolpert

Bewertet mit 5 Sternen

„...ihre Verfressenheit übertraf ihre Faulheit bei weitem...“

 

Kater Socke hatte es bisher nicht einfach. Mit gelähmten Schwanz wuchs er im Tierheim auf. Dann wurde er Uwe von Alexa aufs Auge gedrückt. Der stellte ihn mit der Katzenbox auf einer Bank am Hotel ab. Ein Mann beförderte während der Hoteleröffnung Kater mit Korb ins Gebüsch. Wenige Minuten später war Dr. Finkenburg, der Mann auf der Bank, tot. Auch der Mörder griff nach dem Katzenkorb, ließ ihn aber schnell wieder fallen. Erst Clooney, eine Katze, befreite Socke.

Die Autorin hat einen fesselnden Katzenkrimi geschrieben. Menschliches und tierisches Ermittlungsteam ergänzen sich erstaunlich gut.

Das Buch lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Dafür gibt es viele Gründe. Einer davon ist die abwechslungsreiche Handlung, denn es geht nicht nur um die Aufklärung eines Mordes. Es gibt einen zweiten Handlungsstrang, der zwischendurch kurzzeitig bedient wird. Eine Frau ist mit der Ermordung von Dr. Finkenburg überhaupt nicht einverstanden. Der Mörder kam ihrer Rache für eine verpfuschte Schönheitsoperation zuvor und soll nun büßen.

Ausführlich werden einige Protagonisten charakterisiert. Besser als mit obigen Zitat kann man Clooney nicht charakterisieren.

Hauptkommissar Peter Flott ist geschieden. Er ist mit seinem Leben zufrieden und hat bei der Katzenschar des Viertels ob seiner Spendierfreudigkeit von Leckerli einen guten Ruf.

Der Sprachstil des Romans hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin weiß, wovon sie schreibt, wenn es um die tierischen Ermittler geht. Jeder von ihnen ist eine besondere Persönlichkeit und trotzdem bleiben sie sich in ihrem Verhalten als Katzen treu. Die Szenen, wo sich die Katzen in die Ermittlung einmischen, sind voller Feinheiten im Erzählstil. Die Gespräche der Katzen untereinander sind einfach nur schön. Da steckt so viel Humor und oft eine Spur Weisheit drin. Besonders geschickt sind sie darin, ihre Beobachtungen an die menschlichen Ermittler weiterzugeben. Das muss man gelesen haben und auf sich wirken lassen.

Ansonsten hat das Buch alles, was einen guten Krimi ausmacht. Schnell gibt es eine Reihe von Verdächtigen. Es wird ein komplexes Beziehungsgeflecht aufgebaut, was mehrere Motive zulässt. Die möglichen Täter dürfen ein Eigenleben entwickeln. Außerdem wird mir ein Blick in ihre Vergangenheit gewährt. Geschickt führt mich die Autorin ab und an in die Irre. Allerdings habe ich den Vorteil, dass ich durch Socke und Clooney an manchen Stellen etwas mehr weiß als der Hauptkommissar.

Das Cover mit dem Bild von Socke zieht die Blicke auf sich. Ich hatte den Eindruck, dass mich Socke mit seinen Augen direkt ansieht.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Eine spannende Handlung, sympathische menschliche und tierische Ermittler und ein Sprachstil, der zwischen humorvollen, emotionalen und ernsten Abschnitten gekonnt wechselt, haben dazu beigetragen. Das Buch erhält von mir eine unbedingte Leseempfehlung!