Rezension

Klein, aber fein

Theoderich der Große - -

Theoderich der Große
von -

Mal ehrlich, was weiß man schon über Theoderich, den Ostgoten, der für dreißig Jahre den italienischen Restbestand des weströmischen Reiches regierte?

Frank Ausbüttel beschreibt in seinem schmalen Büchlein den Aufstieg Theoderichs vom gotischen Stammesführer zum fast kaisergleichen Beherrscher Italiens. Dabei gilt es festzuhalten, dass Theoderich, als erfolgreicher Feldherr und Bezwinger Odoakars gestartet, in seiner Zeit als Herrscher dem Land eine letzte Blütezeit verschafft hat. Einerseits setzte er, vermutlich aus realpolitischen Gründen, auf ein friedliches Nebeneinander der arianischen Goten und der unterworfenen katholischen Weströmer. Wie anders hätte sich eine kriegerische Minderheit so lange an der Macht halten können? Zudem setzte Theoderich außenpolitisch alles daran, den Frieden zwischen den germanischen Reichen, die auf dem ehemals weströmischen Gebiet entstanden waren, zu bewahren, u.a. mittels Heiratspolitik. Auch hier waren realpolitische Erwägungen ausschlaggebend. Wie hätten diese Reiche angesichts des oströmischen Übergewichts Bestand haben sollen. Dass seine Konzeption letztendlich scheiterte, lag nicht an Theoderich, sondern am Machtwillen der fränkischen Merowinger, die diese Politik durchkreuzten.

Am Ende zeigt sich, dass es vermutlich allein an Theoderich lag, dass die ostgotische Herrschaft über Italien so lange währte. Kaum zehn Jahre nach seinem Tod war davon nichts mehr übrig geblieben, die darauf folgenden Kriege haben das Land dauerhaft verwüstet.

Wer sich für die Geschichte der Spätantike interessiert, sollte das Geld für dieses Buch nicht scheuen!

Kommentare

florinda kommentierte am 31. Mai 2016 um 22:06

Danke für diese interessante Rezension! Ich "kannte" Theoderich bisher eigentlich nur aus dem Felix-Dahn-Historien-Schmöker "Ein Kampf um Rom". Das von dir vorgestellte Buch ist jetzt auf meiner Wunschliste gelandet.