Rezension

Klimawandel - mit uns nicht aufzuhalten, vielleicht zu managen

Taupunkt -

Taupunkt
von Thore D. Hansen

Bewertet mit 4 Sternen

Vor vier Jahren hatte ich „Die Reinsten“ von Thore D. Hansen gelesen und war begeistert von seiner geschickten Fortschreibung unseres aktuellen Handelns in eine potentielle Zukunft gewesen. Deshalb war es mir eine Freude seinen neuen Klimaroman „Taupunkt“ zu entdecken. Schon das Cover deutet auf ein Inferno, ein Leben mit erdrückender Hitze hin.

Wir begleiten in einer nicht all zu fernen Zukunft eine zerrissene Familie durch einen nicht enden wollenden Hitzesommer mit Temperaturen zwischen vierzig und fünfzig Grad, der viele Feuer begünstigt und nun auch massiv Opfer fordert. Es geht um zwei Brüder, Robert und Tom Beyer, die sich vor Jahren auseinander entwickelt haben, und ihre Töchter im Studentinnenalter, Mareike und Janne, die dementsprechend eine ganz unterschiedliche Kindheit erfahren haben. Das Setting ist recht weitläufig, befindet sich hauptsächlich im Dreieck zwischen zwei landwirtschaftlichen Höfen in Nordfriesland und Brandenburg, die Robert gehören sowie in Berlin, wo Klimaaktivisten unbeirrt weiter demonstrieren, um endlich ein Umdenken bei Regierung und Gesellschaft zu erzeugen.

Robert, der Landwirt, kämpft schon seit Jahren mit der Hitze, seine wirtschaftliche Existenz ist bedroht, er versucht alles, um noch ein bisschen Ertrag aus seinem Land herauszuholen. Für Tom, den Wissenschaftler, der ein Programm entwickelt hat, dessen Durchsetzung die Lebensgewohnheiten der Menschen tiefgreifend verändern wird, geht Roberts Handeln in die falsche Richtung. Janne geht neben dem Studium demonstrieren und Mareike ist genervt von einem Leben mit berühmten Vater, dessen Wissenschaft immer wieder den Finger in die Wunde der Leute legt.

So konstruiert der Autor im Spannungsfeld des Klimawandels einen Mikrokosmos Familie, wo selbige Mechanismen wie auch im gesamtgesellschaftlichen Kontext greifen, macht widersprüchliche Verhaltensweisen seiner Charaktere transparent, führt uns damit ganz nah an eigene Unzulänglichkeiten, die wir oft gar nicht wahrnehmen, heran. Das Schreckensszenario aus Hitze, Tod und Verbrechen ist beängstigend real erzählt, lies mich nicht nur einmal ins Grübeln kommen.

Letztlich hilft der Roman zu begreifen, dass sich etwas ändern muss, im Kleinen wie im Großen, ausgehend von uns allen. Ich empfehle die Lektüre gern. Lediglich das Ende kam mir zu schnell. Ich habe es lieber, wenn das Ende ausgeprägter oder ganz offen ist.