Rezension

Klischeehaft und voller Fehler, aber dennoch sehr unterhaltsam

Todesmärchen - Andreas Gruber

Todesmärchen
von Andreas Gruber

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Serienkiller reist quer durch Europa, und alle Opfer scheinen etwas mit dem LKA-Profiler Maarten S. Sneijder zu tun zu haben. Können Sneijder und seine Partnerin Sabine Nemez den Täter aufhalten, bevor er noch mehr Menschen umbringt?

„Todesmärchen“ ist der dritte Teil der Buchreihe um die LKA-Beamten Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder. Die Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden, Vorkenntnisse sind zum Verständnis nicht nötig.

Die Geschichte ist, wie die beiden Vorgänger auch, aus mehreren Handlungssträngen zusammengesetzt, die sich zunächst in zwei Hauptstränge, danach in einen einzelnen Strang vereinen. Erzählt wird dabei aus wechselnder Perspektive, in der Hauptsache aus der Sicht der Polizistin Sabine und der Psychologin Hannah. Die Figuren werden dabei nicht tiefer beleuchtet sondern bleiben eher zweidimensional und klischeehaft.

Die Handlung ist spannend aufgebaut, wenn auch total überzogen und sehr unrealistisch. Wer einen Thriller sucht, der sich tatsächlich so zutragen könnte, wird hier nicht glücklich. Auch einen empfindlichen Magen sollte der Leser nicht haben, der Autor Andreas Gruber
Spart nicht an unappetitlichen Szenen und baut diese gerne ausschweifend aus. Häufige und schnelle Szenenwechsel haben es mir zudem zeitweise schwer gemacht, der Handlung aufmerksam zu folgen. Ich muss daher zugeben, dass die Nemez/Sneijder-Reihe alles andere als hohe Literatur ist. Aber ich finde sie dennoch höchst unterhaltsam, auf klassischem „Hollywood-Popcorn-Blockbuster“-Niveau: Hirn aus, Unterhaltung ein.

In den bisherigen Bänden wurde dem Autor Andreas Gruber öfters vorgeworfen, er habe den Handlungsort Wien und Umgebung schlecht recherchiert und beschrieben. Dieser Kritik kann ich mich beim dritten Band auch für die Stadt Bern anschliessen. So beschreibt der Autor beispielsweise, wie Sabine von einem Balkon in Bern aus auf die Berge blickt, einer davon sei bereits schneebedeckt. Von Bern aus sind die Berner und Walliser Alpen je nach Wetterlage gut zu sehen. Ein grosser Teil dieser Berge sind über 3000m hoch, die klimatische Schneefallgrenze liegt in den Alpen aber unter 3000müM. Und was bedeutet das? Dass unmöglich nur wenige oder gar ein einzelner Berggipfel schneebedeckt sein kann. Die Alpen sind das ganze Jahr hindurch schneebedeckt (die tieferen Gipfel natürlich ausgenommen), selbst im Hochsommer. Auch dass der Autor seine Berner Figuren grundsätzlich vom „Hauptbahnhof“ sprechen lässt, hat mich gestört. In der Schweiz gibt es genau einen einzigen Hauptbahnhof, den in Zürich (und der wird von allen nur HB genannt). Alle anderen Städte haben keinen Hauptbahnhof, zumindest von der Bezeichnung her. Der Bahnhof, der diese Funktion übernimmt, wird nur Bahnhof genannt, alle kleiner Bahnhöfe der Stadt mit dem entsprechenden Nebennamen, in Bern beispielsweise Bern Brünnen oder Bümpliz Nord. Auch nicht sehr glaubwürdig erschien mir, dass die deutsche Ermittlerin eine Telefonbeantworteransage auf Schweizerdeutsch ohne Schwierigkeiten aufs Wort genau versteht. Schweizerdeutsch ist für die meisten Deutschen nämlich ein ziemlich unverständliches Kauderwelsch, wenn sie sich den Umgang mit Schweizern nicht gewohnt sind. Dass die Polizei ein Register über das Aussehen der Bürger führt (sie suchen explizit blonde, gutaussehende junge Frauen) wäre mir auch neu. Daneben gibt es weitere Kleinigkeiten wie falsche Bezeichnungen der Abteilungen der Polizei oder frei erfundene Verkehrsüberwachungskameras, die so nicht existieren, aber alle Fehler hier aufzuzählen, würde eindeutig den Rahmen sprengen…

Auch der dritte Band der Reihe wird in der Hörbuchversion wieder von Achim Buch gelesen, der auch hier wieder überzeugend arbeitet.
 

Mein Fazit

Klischeehaft und voller Detailfehler – aber dennoch höchst unterhaltsam.