Knast - bietet Stoff zur Diskussion
Bewertet mit 3 Sternen
Bisher kannte ich Joe Bausch nur vom Fernsehen. Dort agiert er als der mürrische, wortkarge Pathologe Dr. Joseph Roth im Kölner Tatort.
Nun habe ich am Wochenende eine Autofahrt genutzt und mir das Hörbuch “KNAST” angehört. Was ich nicht wusste war, dass der Schauspieler Joe Bausch seit über 25 Jahren als Gefängnisarzt in einer der größten Justizvollzugsanstalten Deutschlands, in Werl, tätig ist und die Schauspielerei nur nebenbei als eine Art Ausgleich zum Beruf des Arztes betreibt.
Joe Bausch beschreibt sehr eindringlich das Leben und den Alltag im Gefängnis, wie es der Normalbürger nicht kennt – und hoffentlich auch nie kennenlernen wird.
Fernab von jeder Fernsehversion ist das Leben der Einsitzenden eintönig, hart und brutal.
Er lässt uns teilhaben an einzelnen Schicksalen, die ihm im Laufe seiner “Knastzeit” begegnet sind.
Das Vertrauensverhältnis zwischen Gefängnisarzt und “Knasti” ist ein ganz besonderes. Der Arzt bekommt die Brutalität des Gefängnisalltags als erster deutlich vor Augen geführt. Jedoch ist es auch sehr schwer für ihn, abzuwägen, wie reagiere ich darauf, was muss ich weitergeben, und was nehme ich hin, damit dem Gefangenen von seinen Mithäftlingen nicht noch mehr Schaden zugefügt wird. Ein schmaler Grat zwischen Vertrauen und Misstrauen.
Das Buch “KNAST” regt aber auch zu einer Diskussion über den Strafvollzug in Deutschland an: Joe Bausch äußert seine Meinung, geprägt durch den jahrzehntelangen Umgang mit Strafgefangenen aller Art und dies prallt auf die Meinungen der Leser.
Ich muss gestehen, dass auch ich nicht immer seiner Meinung war, und es mir schwer fiel, ihn zu verstehen. Ich kann nur sagen, lesen Sie das Buch, oder greifen Sie zum Hörbuch, vom Autor selbst gelesen. Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung zu einem heiklen Thema, welches Ihnen als Leser bisher sicherlich fremd war.