Rezension

Hausarzt von Mördern, Totschlägern, Vergewaltigern, Erpressern...

Knast - Joe Bausch

Knast
von Joe Bausch

Bewertet mit 5 Sternen

Im Buch schilder Joe Bausch seine über fünfundzwanzigjährige Arbeit als Gefängnisarzt in der Justizvollzugsanstalt Werl. (Westfalen) Die Häftlinge vertrauen ihm, erzählen von ihren dunklen Seiten, lassen ihn tief in die Abgründe ihrer Seele blicken. So bekommt er die verschiedensten Konflikte und Tragödien hautnah mit, ein Mann in U-Haft hat Angst um seine schwangere Frau, er legt bei Joe Bausch seine Lebensbeichte ab und erhängt sich später. Auch gibt er viele Denkanstöße im Buch, wie Häftlinge besser resozialisiert werden können und manche Verbrechen verhindert werden können.

Ich hab mich wirklich richtig gefreut, als ich dieses Buch endlich in den Händen hielt. :) Nachdem ich die vorherige Lektüre abgeschlossen hatte, hab ich mich gleich dran gemacht, dieses Buch zu lesen. Und ich muss schon vorab sagen: Das Buch hält, was ich mir davon versprochen hatte.

Joe Bausch gibt einen wunderbaren Einblick in seinen Berufsalltag in der Justizvollzugsanstalt, kurz JVA. Das Buch ist so aufgebaut, dass zum einen der Knast "erklärt" wird, wie es dort so abläuft, welche Verbrecher so einsitzen, wie es sich mit der Angst dort verhält - und mit dem Tod. Er schildert grundsätzlich den Ablauf im Knast und durchaus speziell seinen als Gefängnisarzt, und das auf ziemlich spannende, dennoch aber sehr informative Art und Weise.

Auch die Sprache des Buches ist wirklich gut nachvollziehbar bzw. nicht zu kompliziert, wie ich finde. Natürlich gibt es durchaus mal (medizinische) Fachbegriffe, diese werden aber auch erklärt, so dass niemand dumm aus der Wäsche guckt. Was mir sehr sympathisch ist, ist die Art und Weise wie er mit der Sprache umgeht, die ich teilweise als durchaus sehr locker und flappsig, was auf keinen Fall abwertend gemeint ist! - bezeichnen würde. Er erklärt auch Knastjargons, wie beispielsweise "eine Lampe bauen", "mit dem Arsch zur Wand", "Kanisterköpfe", etc. Die teilweise doch heftigen Verbrechensfälle die geschildert werden, macht die weitere Sprache dann wieder amüsanter, angenehm zu lesen.

Was vielleicht noch erwähnt werden sollte: Der Autor hat seine Erfahrungen so verfremdet, dass sie niemandem direkt zuzuordnen sind, "die geschilderten Fälle beschreiben also keine lebenden oder toten Personen, haben sich nicht zugetragen, hätten sich aber so wie beschrieben zutragen können." (" " - Hinweis zu Beginn des Buches)

Ich fand es unheimlich interessant und zugleich spannend hier einmal einen Einblick in den Alltag einer JVA zu haben, es war lesetechnisch ein absoluter Genuss, hat sich gut und schnell lesen lassen, ich wurde gut unterhalten und auch informiert.

Entsprechend vergebe ich hier 5 von 5 Sternen und spreche natürlich eine Empfehlung aus.