Rezension

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Die globale Überwachung - Glenn Greenwald

Die globale Überwachung
von Glenn Greenwald

Geahnt haben wir es ja schon länger, aber seit die englische Tageszeitung „Guardian“ unter der Federführung des engagierten Journalisten Glenn Greenwald die Snowden-Files veröffentlicht hat, ist es zur Gewissheit geworden: jeder unserer Schritte wird überwacht, jedes Telefonat wird abgehört, jede E-Mail wird gelesen. Wo früher die grauen Herren im Keller saßen und verschlossene Briefe aufdampften, stehen ihnen heute Möglichkeiten zur Verfügung, die wir uns wahrscheinlich gar nicht vorstellen können und wollen. Ob das nun NSA, BND, Mossad, GCHQ oder MI6 ist – mittlerweile sind es die Geheimdienste, die die Fäden der Macht in Händen halten.
 
Da wird Hardware vor dem Versand ins Ausland unsichtbar verwanzt, sodass komplette Netzwerke ausgespäht werden können. Privates ist hier für die Geheimdienste eher zweitrangig, was für sie wirklich interessant ist und entsprechend verwertet wird, sind Daten aus Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft.
 

Natürlich wird immer mit dem Schlagwort Terrorismus argumentiert, aber man sollte nicht glauben, dass 9/11 hier den entscheidenden Anlass geliefert hätte – nein, bereits seit Ende neunziger Jahre arbeitet die NSA an einer umfassenden  Kontrolle des Internets. Und intensiviert werden die Überwachungsmaßnahmen in der Tat in der Regierungszeit Obamas, der seine Hunde von der Leine gelassen hat und sie nach Gutdünken, ohne Rechenschaft zu fordern, schalten und walten lässt.
 
Das alles und noch viel mehr beschreibt Glenn Greenwald in seinem Buch „Die globale Überwachung: Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen“ spannender als es sich John LeCarré hätte ausdenken können, wobei die Enthüllungen des couragierten und höchst moralischen Edward Snowden lediglich als Aufhänger dienen, um das skrupellose Verhalten der Geheimdienste zu belegen.
 
Der Journalist möchte aufklären und aufrütteln, uns allen bewusst machen, dass alles, was uns zunächst unkritisch erscheint, Gefahren in sich birgt. Das wahllose Sichten, Sammeln und Speichern von Informationen mag zwar auf den ersten Blick harmlos sein, bieten aber denen, die im Besitz der Daten sind, die Möglichkeit, detaillierte Profile zu erstellen. Und was damit dann geschieht, entzieht sich komplett unserem Einflussbereich.
 
Wir sollten Edward Snowden dankbar sein, dass er den Mut besessen hat, seine Informationen an die Öffentlichkeit zu bringen – wissend, welche Konsequenzen er zu befürchten hat – und unseren Hut vor engagierten Journalisten wie Glenn Greenwald ziehen. Chapeau!