Rezension

Komplizierter Fall

Rabenvatersorgen - Emlin Borkschert

Rabenvatersorgen
von Emlin Borkschert

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ja, echt. Rausgehen ist wie Fenster aufmachen. Nur krasser...“

 

Das Buch beginnt heftig. Eine junge Frau springt vom Balkon ihres Hauses.

Dann sind einige Jahre vergangen. Theo will vor seinen Freunden eine Mutprobe bestehen. Dafür dringt er ins Haus von Lothar Menne, um ein Souvenir mitgehen zu lassen. Dort trifft er auf einen Toten.

Für die Ermittlungen wird Hauptkommissar Emil Storch aus dem Urlaub geholt. Der hat allerdings einige private Probleme.

Der Autor hat einen fesselnden und gut konstruierten Krimi geschrieben. Der Tote war ein penibler, aber eher unauffälliger Bankangestellter. Die Suche nach Angehörigen läuft erst einmal ins Leere.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Handelnde Personen werden gut beschrieben, wie das folgende Zitat über Frau Niggemann von der Bank zeigt:

 

„...Auf eine gewisse Weise strahlte sie Kompetenz aus: Ihre Kleidung, ein blauer Hosenanzug, war zu unprätentiös, die dunkelblonden Haare zu gewöhnlich, die Fingernägel kurz und praktisch...“

 

Doch Emil hat schnell das Gefühl, dass die Bank gewisse Dinge unter dem Teppich hält. Gut wird dabei erklärt, wie die Zusammenarbeit der einzelnen Mitarbeiter bei einer Kreditvergabe funktioniert.

Währenddessen bekommt Emil Besuch von seiner Tochter. Aus ihrem Gespräch stammt das Eingangszitat. Das junge Mädchen möchte die Schule abbrechen. Weder ihre Mutter noch Emil sind davon begeistert.

Akribisch versuchen Emil und sein Team das Leben von Lothar Menne zu durchleuchten. Sie stoßen auf manche Überraschung. Eine besondere Rolle scheint ein Bild zu spielen, das im Hause des Toten verschwunden ist.

Emil neigt bei seiner Arbeit ab und an zu einsamen Entscheidungen. Seine Mitarbeiter sind darüber nicht immer glücklich.

Der Mord ist aber nicht der einzige Fall, der die Kriminalisten beschäftigt. In letzter Zeit gab es wiederholt Einbrüche. Als besonderes Stilmittel lässt mich der Autor in kursiv gesetzten Abschnitten das Vorgehen der Täter detailliert verfolgen.

Der Spannungsbogen ist hoch. Das hängt auch damit zusammen, dass Zeugen und Verdächtige es mit der Wahrheit nicht sehr genau nehmen. Das hat durchaus unterschiedliche Ursachen. Vertuschung ist eine, Scham eine andere.

Sehr gut werden die Emotionen der Protagonisten wiedergegeben, sei es die Angst einer jungen Frau, die mit Händen greifbar ist, sei es Emils Sorge um die Tochter oder das schlechte Gewissen der Einbrecher.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat viel Facetten und ein überraschendes Ende.